Meinung Die Folgen des Billigöls

Die ausgebliebene Einigung von Katar ist ein herber Schlag ins Kontor — zumindest für die Mitgliedsstaaten der Opec, die sich am Wochenende eigentlich auf eine Deckelung des Ölpreises einigen wollten.

Foto: Judith Michaelis

Dessen freier Fall ist zwar leicht abgebremst, aber immer noch ist das schwarze Gold so günstig wie lange nicht. Fahrer merken das an den Zapfsäulen, auch die produzierende Wirtschaft freut sich über die vergleichsweise niedrigen Energiepreise. Auf lange Sicht wird das aber so nicht bleiben. Bei rückläufiger Produktion — bis auf den streitlustigen Iran, der seine Leistung sogar steigern will — haben die meisten Opec-Länder dazu wenig Alternativen, ist es eine Frage der Zeit, bis die Lagerstätten leer sind und die Preise wieder anziehen werden.

Was Verbraucher derzeit froh macht, ist aus sicherheitspolitischer Sicht aber weniger lustig — die Ölschwemme birgt ein gewaltiges Risiko. Zum einen, weil er die produzierenden Länder massiv destabilisiert. In Kuwait streiken die Ölarbeiter, in Saudi-Arabien sind bereits Hunderte Ingenieure und Wissenschaftler gefeuert worden. Zum anderen verstärkt der schiitisch geprägte Iran mit seiner Weigerung, gemeinsame Sache gegen den Preisverfall zu machen die Spannungen mit dem wahhabitischen Königshaus in Riad, das sich als sunnitische Schutzmacht versteht.

Vor allem aber könnte die Ölschwemme den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat gefährden, die zuletzt in Syrien und dem Irak herbe Verluste hinnehmen musste. Zwar gehen auch dem IS wichtige Einkünfte durch den Verkauf von Rohöl verloren, die Rede ist von einem Drittel Einnahmeverlust binnen eines Jahres, Geld für Terroroperationen ist aber immer noch in der Kriegskasse.

Der irakischen Regierung hingegen, ohnehin im Krisenmodus, geht aber vor der angekündigten Rückeroberung der Großstadt Mossul das Geld aus. Die verbündeten Peschmerga, die dabei eine wichtige Rolle spielen sollten, haben bereits angedroht, aus Geldmangel auf die Offensive zu verzichten zu müssen.