Meinung Die Union muss sich bei den Maklergebühren bewegen
Meinung · Die SPD erklärt sich zum Anwalt aller potenziellen Wohnimmobilienerwerber, indem sie darauf pocht, dass der Verkäufer stets den Makler zu honorieren hat. Doch auch die Immobilienwelt ist nicht nur schwarz-weiß.
Es gibt viele Gründe, warum die eigenen vier Wände in weiten Teilen Deutschlands so teuer geworden sind. Wenig Bauland zum Beispiel, aber auch kostenträchtige Bauvorschriften und ein beachtlicher Gebührenwahn. Der Notar will Geld, die Kommune sowieso und der Makler natürlich auch. Auf diese Weise können sich die Kaufnebenkosten schnell auf mehr als zehn Prozent vom eigentlichen Wohnungspreis summieren. Vor allem in den begehrten Metropolen kommen da stolze Summen zusammen.
Die SPD erklärt sich nun zum Anwalt aller potenziellen Wohnimmobilienerwerber, indem sie darauf pocht, dass der Verkäufer stets den Makler zu honorieren hat. Über „schutzbedürftige Käufer“ wird im Gesetzentwurf von Katarina Barley fabuliert. Doch darüber lässt sich trefflich streiten. Wäre zum Beispiel eine Witwe, die ihr Haus veräußern möchte, um sich in eine Seniorenresidenz einzukaufen und es mit einem taffen Doppelverdienerpaar als Kaufinteressenten zu tun bekommt, nicht ebenfalls schutzbedürftig? Auch die Immobilienwelt ist nicht nur schwarz-weiß.
Ja, es stimmt, die Union muss sich bei den Maklergebühren bewegen. Schließlich hat sie beim Wohngipfel im Kanzleramt hier genauso Handlungsbedarf reklamiert wie die SPD. Deren Gesetzentwurf muss aber nicht das letzte Wort sein. Zumal längst nicht klar ist, ob die Operation tatsächlich hilft. Anders als bei den Mieten sind der Preis-Phantasie für Kaufimmobilien keine Grenzen gesetzt. Verlangt werden kann, was der Markt hergibt. Und gerade in Regionen, in denen die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, wäre es ein Leichtes, die Maklergebühren in den „Wert“ der Immobilie einzupreisen. Umgekehrt werden Verkäufer eher zur kompletten Übernahme der Provision bereit sein, wenn das Haus oder die Wohnung wegen einer unattraktiven Lage nur schwer loszuschlagen ist.
Daher lohnt der Blick auf Alternativen: In den Niederlanden zum Beispiel sind die Maklergebühren deutlich niedriger als in Deutschland. Bedeutet: Auch eine Deckelung der Provision kann Immobilienerwerber entlasten. Möglich wäre auch eine gemeinsame Beteiligung von Käufern und Verkäufern an den Kosten, wie das vielerorts ohnehin schon praktiziert wird. Und wenn es der Regierung tatsächlich ernst ist mit deutlich geringeren Kaufnebenkosten, dann sollte sie endlich auch die zum Teil aberwitzig hohe Grunderwerbsteuer ins Visier nehmen. NRW, aber auch Berlin zum Beispiel langen hier besonders kräftig zu, obwohl die Stadtväter in der Hauptstadt das teure Wohnen dort besonders lautstark beklagen. Dazu müsste sich Katarina Barley allerdings mit den Ländern anlegen. Das ist sicher schwieriger, als sämtliche Wohnimmobilienkäufer kurzerhand zu einer Art Sozialfall zu erklären.