Meinung Die Zeitumstellung ist ein Thema mit Symbolwirkung

Haben Europas Bürger endlich mal wieder ein einigendes Thema gefunden: den Widerstand gegen die Zeitumstellung? Auch wenn an der freiwilligen EU-Umfrage nichts Repräsentatives ist, Gegner der Umstellung vermutlich motivierter waren als Befürworter und die deutsche Dominanz unter den Teilnehmern fast schon peinlich berührt — das Ergebnis ist trotz aller berechtigten Bedenken zu eindeutig, um es zu ignorieren.

Ein Kommentar von Ekkehard Rüger.

Foto: Sergej Lepke

Zumindest die ersten Reaktionen quer durch die Parteienlandschaft scheinen zu belegen, dass diese Gefahr auch nicht droht. Im Gegenteil: Der Druck auf die EU-Kommission wird wachsen, nun endlich einen Vorschlag zur Änderung der alten EU-Richtlinie zu unterbreiten.

Nein, Wohl und Wehe Europas hängen nun wirklich nicht an der Abschaffung der Zeitumstellung. Aber das populäre Alltagsthema kann durchaus Symbolwirkung entfalten: für eine EU, die Lernfähigkeit beweist, der die Meinung ihrer Bürger nicht egal ist, die von einmal getroffenen Entscheidungen auch wieder abrücken kann. Zumal eine dauerhaft beibehaltene Sommerzeit auch manchen Befürworter der Umstellung überzeugen müsste, der von längeren Sommerabenden schwärmt. Dass dafür die Wintermorgen noch stärker im Dunkeln liegen würden — geschenkt. Für den Schul- oder Arbeitsweg geht die Sonne in der kalten Jahreszeit so oder so in den meisten Fällen zu spät auf.

Dafür sollte den Mitgliedsstaaten möglichst früh das Licht aufgehen, dass im Falle eines künftigen Verzichts auf die regelmäßige Zeitumstellung ein Kuddelmuddel von dauerhafter Winter- (also örtlicher Normalzeit) und Sommerzeit innerhalb Europas wenig hilfreich ist. Es würde die sprichwörtliche europäische Uneinigkeit vielmehr ablesbar dokumentieren. Eine einheitliche Linie in dieser zugegeben vergleichsweise marginalen Frage wäre dagegen durchaus ein kleines Motivationssignal — für die Europawahl im kommenden Mai.