EHEC: Aufruf zum Händewaschen ist zu wenig
Das Ehec-Krisenmanagement muss besser werden
Plötzlich sollen die Forscher bei der Ehec-Bekämpfung vor dem Durchbruch stehen. Dann kommen auf den ersten Blick nicht zusammenpassende Meldungen über steigende Opferzahlen und über weniger Neuerkrankungen hinzu. Kein Wunder, dass fast alle verwirrt sind und hilflos reagieren.
Sehr lohnenswert ist ein Blick auf die Verbraucher, bei denen es drei Gruppen gibt: Die Besorgten sind der Schrecken all jener, die mit landwirtschaftlichen Produkten ihr Geld verdienen wollen. Diese Gruppe verzichtet nicht nur auf Gurken, Tomaten und Blattsalate, sondern im Extremfall komplett auf Obst und Gemüse.
Das ist zwar auch nicht gesund — aber angesichts der unklaren Lage zu verstehen. Ins Gegenteil verfällt die, sogar relativ groß scheinende, Gruppe der Unbekümmerten, die trotzig ihre Gewohnheiten beibehält. Dann gibt es noch die Krisengewinner, die jetzt endlich guten Gewissens Currywurst, Fritten und Hamburger in sich hineinstopfen.
Doch wahrscheinlich überspielen die Sorglosen ihre Verunsicherung nur. Denn die offizielle Informationspolitik war bislang nicht überzeugend. Das beginnt mit den verschiedenen Ansprechpartnern: Hat das Robert-Koch-Institut die beste fachliche Kompetenz? Sollen wir uns besser auf die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verlassen? Oder kommen Tipps vom Krisenstab?
Mal wagt sich Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner aus der Deckung, um gleich wieder dahinter zu verschwinden. Gesundheitsminister Daniel Bahr wirkt mit seinen pauschalen Hinweisen, gründlich Hände zu waschen, kein rohes Gemüse zu essen und an die Kompetenz der Mediziner zu glauben, auch nicht gerade vertrauensbildend.
Kein Wunder also, wenn sogar Spekulationen entstehen, Ehec sei ein Biokeim-Anschlag. Kein Wunder auch, wenn vor dem Ruin stehende Gemüseproduzenten sich über vermeintlich vorschnelle Verdächtigungen beklagen und es mit Spanien aus dem selben Grund zu emotionalen Spannungen kommt.
Die Bürger werden akzeptieren, dass die Suche nach einer wirksamen Bekämpfung noch dauert. Was ihnen jedoch fehlt, sind klare und ehrliche Informationen aus kompetenter Quelle. Die Bundesregierung kommt um die Einrichtung einer zentralen Ehec-Anlaufstelle nicht herum.