Meinung Ein Anfang ist gemacht
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Flut von Plastikmüll weltweit eingedämmt werden muss. Allein im vergangenen Jahr sind schätzungsweise mehr als neun Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen gelandet.
Insofern ist es richtig, dass der Einzelhandel in Deutschland ein Zeichen setzt — und im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung die überwiegende Zahl der Plastiktüten nicht mehr kostenfrei abgeben wird. Weitere große Handelsbereiche wie Bäckereien, Apotheken oder Tankstellen fehlen zwar noch. Der Spitzenverband der deutschen Händler HDE ist aber zuversichtlich, dass diese Partner mit ins Boot kommen.
Mit dieser Initiative kommt der Handel einer „Regelung durch Ordnungsrecht“ zuvor, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) für den Fall angekündigt hatte, dass es eben keine freiwillige Einigung gibt. Davor wiederum hatte die EU mit einer Richtlinie Druck auf die Mitgliedsstaaten gemacht. Doch diese Tatsachen schmälern das Ergebnis nicht, wenn tatsächlich in zwei Jahren 80 Prozent der Plastiktüten in Deutschland kostenpflichtig sind. Wobei der Handel schon die Frage beantworten sollte, wohin die zusätzlichen Einnahmen aus den Gebühren hinfließen werden.
Dass es überhaupt notwendig ist, eine Kostenpflicht einzuführen, das aber liegt vor allem an den Kunden selbst. Viele Verbraucher halten Umweltschutz für ein wichtiges Ziel. Viele blicken betreten zu Boden, wenn sie Bilder von toten Fischen sehen, die wegen mit Plastikmüll verstopfter Mägen verhungert sind.
Das alles hat aber bisher nicht dazu geführt, dass die Kunden selbst freiwillig beim Einkauf auf Plastiktüten verzichtet haben. Nicht selten landeten die Tüten direkt nach dem Einkauf zu Hause im Müll. Jetzt erst, wo sie kostenpflichtig werden, dürfte ein Umdenken stattfinden. Das allein wird die Umwelt natürlich nicht retten. Dazu bedarf es noch ganz anderer Anstrengungen. Ein kleiner Anfang aber ist gemacht.