Ein Engel im Sinkflug
ADAC kommt nicht mehr aus den Negativ-Schlagzeilen heraus
Der Automobilclub ADAC rast von einer Peinlichkeit in die nächste. Nachdem der Kommunikationschef und zugleich Chefredakteur des Club-Magazins zugeben musste, dass er die Zahlen für die Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen geschönt hatte, machen nun Hubschrauberflüge des Präsidiums Furore. Der Pressechef ist schon weg. Vieles spricht dafür, dass ihm Clubprominenz folgen wird. Denn die Journalisten lassen nicht locker. Einmal auf der Fährte, wollen sie auch alles wissen. Und das ist richtig so.
Zwar bemüht sich der ADAC darum, die Flüge der Präsidiumsmitglieder mit den gelben Rettungshubschraubern kleinzureden, weil es in zehn Jahren ja nur 30 gewesen seien. Außerdem ließen die Bestimmungen des Clubs diese Nutzung zu. Aber das wird für die Männer an der Spitze des größten Automobilclubs Europas nicht reichen, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Der ADAC galt jahrzehntelang als untadelig, unerschütterlich. Wann immer ein Politiker es wagte, den Autofahrern in Deutschland zusätzliche Lasten aufzubürden, war der Club zur Stelle, hob mahnend den Finger und machte unliebsame Pläne zunichte. Kein Lobbyist in Deutschland war stärker. Kein Club genoss höheres Ansehen. Kaum einer anderen Instanz wurde so sehr vertraut wie dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub. Vorbei.
Der Skandal um das Mitgliedervotum hat den Stein ins Rollen gebracht. Ob der ADAC ihn aufhalten kann, wird sich zeigen. So wie er es bisher versucht, dürfte es ihm aber nicht gelingen. Die korrekten Berichte über das Wahlverfahren zunächst ins Lächerliche zu ziehen, offenbarte eine Arroganz, die nur vermeintlich Unantastbare an den Tag legen. Die Aufdeckung der Helikopterflüge herunterzuspielen, zeigt, dass die Herren des ADAC die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkennen.
Es mag sein, dass die Flüge rechtlich nicht zu beanstanden sind. Es mag auch sein, dass sie ordentlich abgerechnet wurden. Aber der ADAC lebt von den Beiträgen seiner Mitglieder, er wird mit Steuergeld unterstützt. Deshalb ist er über seine Arbeit Rechenschaft schuldig. Deshalb ist es richtig, genau hinzusehen. Deshalb werden einige Spitzenfunktionäre des Clubs ihre Ämter verlieren.