Meinung Ein Grund zur Freude

Die Corona-Pandemie produziert Hiobsbotschaften im Stundentakt. Da klingt diese Nachricht schon fast wie von einem anderen Stern.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Zum 1. Juli werden die Renten in Deutschland erneut kräftig steigen. Im Westen um gut drei und im Osten gar um mehr als vier Prozent. Das stellt jede seriöse Kapitalanlage weit in den Schatten. Aktien sowieso, aber auch  Rentenfonds stecken seit dem Ausbruch der Seuche tief in der Verlustzone. Vor diesem Hintergrund  ist es ein Segen, dass die deutsche Rentenversicherung nicht an die  Mechanismen der Kapitalmärkte gekoppelt ist. Der beinahe schon zur Provokation geronnene Satz „Die Rente ist sicher“ bekommt da einen ganz neuen Klang.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die aktuelle Rentenanapassung auf absehbare Zeit die letzte in dieser Höhe gewesen sein dürfte. Als Grundlage für die jeweils aktuelle Steigerung der Altersbezüge dient die vorausgegangene, allgemeine Lohnentwicklung. Auf diese Weise profitieren auch die Ruheständler vom wirtschaftlichen Fortschritt im Land. Umgekehrt gilt jedoch dasselbe: Wenn Millionen Menschen absehbar in Kurzarbeit gehen müssen, dann drückt dies das Lohnniveau.

Angesichts der Corona-Seuche werden auch die Tarifabschlüsse in diesem Jahr bescheiden ausfallen. Die Sicherung der Arbeitsplätze hat absoluten Vorrang. Was Krisenzeiten für die Ruheständler bedeuten, zeigen die Jahre 2004 bis 2006. Damals gab es bei den Renten drei Nullrunden in  Folge. Noch dramatischer war wenig später die große Finanzkrise. Weil die Löhne erstmals in der Geschichte der Bunderepublik zurückgingen, hätte es im Jahr 2010 sogar Rentenkürzungen geben müssen. Davor schützt jedoch eine Klausel im Rentengesetz.

Wegen der bereits jetzt sichtbaren ökonomischen Verwerfungen könnte diese Haltelinie schon bei der nächsten Rentenpassung im kommenden Jahr wieder  zum Zuge kommen. Doch erst einmal haben die Senioren allen Grund zur Freude. Und das ist in diesen düsteren Zeiten doch etwas wert.