Meinung Eine großartige Bilanz

Wie eng es in dieser Samstagnacht im EM-Viertelfinale Deutschland gegen Italien zugegangen ist, zeigt ein Blick auf die vermeintliche Lotterie am Ende: Mit drei verschossenen Elfmetern ins Halbfinale zu gelangen, ist bemerkenswert und wird jene in Depressionen stürzen, die Fußball als das Spiel identifiziert haben, bei dem „am Ende immer die Deutschen gewinnen“.

Foto: Sergej Lepke

Die Bilanz des deutschen Fußballs ist zunehmend beeindruckend: Bei den nun sechs Championaten, bei denen Joachim Löw seit 2006 beteiligt war, ist der DFB-Tross immer mindestens bis ins Halbfinale gereist. Da ist viel Mentalität und Nervenstärke im Spiel. Und eben auch die Bereitschaft, nach einer langen Saison über die Grenze zu gehen — Favoriten wie England, Belgien, Spanien und nun auch Italien sind dann eben doch schon wieder zu Hause.

Eine kleine statistische Spielerei verdeutlicht diese deutsche Fußball-Mentalität: Zwischen Uli Stielike, der 1982 im WM-Halbfinale gegen Frankreich verschoss (und Deutschland trotzdem ins Finale einzog) und Thomas Müller an diesem Samstag gegen Italien haben alle 22 deutsche Schützen bei EM- oder WM-Elfmeterschießen ihre Strafstöße verwandelt.

Dass ob der taktischen Umstellungen des Bundestrainers gegen Italien nicht nur der TV-Experte Mehmet Scholl lauthals Kritik geübt hat, ist legitim, geht dieses Mal aber in die falsche Richtung. Sich nicht an einem Gegner zu orientieren, gegen den man bei einem großen Turnier noch nie gewonnen hatte, ist eher dumm als schlau. Belgien und Spanien hatten gezeigt, wie man an der italienischen Defensive zerschellen kann. Und der DFB hat keine Elf beisammen, die jeden Gegner auseinander wirbelt. Andersherum wird die aktuelle Stärke deutlich: Diese Elf hätte noch immer kein Gegentor hinnehmen müssen, wenn es nicht ein überflüssiges Handspiel gegeben hätte. So entnervt man den Gegner — und kann Turniere gewinnen.