Meinung Es geht um die Wirtschaft

Elternzeit für Väter – das müssen auch die Chefs vorleben.

Eike Rüdebusch.

Plakate und Postkarten — die Väterkampagne von NRW-Familienministerin Christina Kampmann (SPD) kommt ziemlich harmlos daher. Dabei hat Kampmann im Prinzip begriffen, worauf es ankommt, wenn Gleichberechtigung in NRW gelebt werden soll: auf die Wirtschaft.

Väter würden gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Nur: Sie trauen sich nicht. Sie haben zu viel zu tun, brauchen das Geld oder glauben, dass ihre Firma das nicht mittragen würde.

Das hat auch damit zu tun, dass mehr oder weniger heimlich noch ein veraltetes Rollenbild in den Köpfen herumschwirrt, in dem Männer eben arbeiten und Frauen sich um die Kinder kümmern.

Dabei wollen auch Mütter Karriere machen — keine Überraschung — und nicht zwingend über Jahre zu Hause bleiben. Und Männer wollen auch mal Väter sein können, und das nicht nur am Wochenende.

Wie das geht? Etwa mit flexibler oder reduzierter Arbeitszeit und der Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten — um den Zeitplan des Kindes oder des Partners berücksichtigen zu können. Kampmann weiß das. Schon Anfang des Jahres hat sie einen Familiengipfel veranstaltet. Mit dabei waren auch Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer und der Wirtschaft — ebenso wie NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD). Sie gibt einem Ministerium, das Alt-Kanzler Gerhard Schröder „Gedöns“ nannte, damit die Relevanz, die sie braucht, um etwas zu bewegen.

Aber es Bedarf mehr als nur der Bereitschaft von Firmen, Mitarbeitern etwas zu ermöglichen. Es geht auch um Vorbildcharakter. Denn wenn das Alpha-Männchen mit 70-Stunden-Woche zwar die Wünsche abnickt, sie aber nicht vorlebt, bleibt die Hemmschwelle, seine Ansprüche überhaupt zu formulieren. Daran scheitern auch jetzt viele Väter. Sie brauchen Vorbilder, gerade jetzt, da alte Rollenbilder neuen entgegenstehen.

Hier muss der Wandel von oben kommen. Da helfen die Plakate wenig.