Gründung des Vereins BSW steht an Das Risiko Wagenknecht
Nun springt sie doch. Seit mehr als einem Jahr kokettiert Sahra Wagenknecht mit einer Parteigründung, besser gesagt: Sie lässt kokettieren. Eine Partei, die sie irgendwo zwischen Linke und AfD platzieren wird.
Der Korridor scheint breit, am Ende aber sind sich beide auf vielen Feldern näher, als man das denken mag. Was von Wagenknechts Überzeugungen politischer Urantrieb oder doch eher PR in eigener Sache ist, wird zu analysieren sein. Sicher ist, dass die medienwirksame Wagenknecht mit dem Verein „Bündnis Sahra Wagenknecht“, aus dem eine Partei entstehen soll, ein Experiment startet, dessen Auswirkungen wahrscheinlich eher über- denn unterschätzt werden.
Denn aus Vergrämten, die mal starkes Gesicht einer anderen Partei waren, ist nach ihrem Austritt selten etwas Großes entstanden. Nachzufragen bei der Ex-AfD-Chefin Frauke Petry oder – für Wagenknecht gleich am Küchentisch zu betrachten – bei Oskar Lafontaine, der einst als Lichtblick der SPD galt und dann als verzweifelter Linker ins Alter entschwand. Das gilt auch, weil Wagenknecht als Individualistin gilt, der viele eine Neugründung mit Kärrnerarbeit nicht zutrauen. Es wäre ihr überdies zu raten, nicht schon zur Europawahl 2024 zu starten. Sonst könnte ihr Stern noch vor der Bundestagswahl 2025 schneller untergehen, als sie das jetzt für möglich hält.
Aber: Für die Linke ist das alles schlecht. Ihr droht sogar der Verlust der Fraktion, wenn Mitglieder Wagenknecht folgen – und ihr Mandat mitnehmen. Möglich ist das. Und: Die linken Anhänger sind fortan gespaltener denn je. Ob genug für die Ursprungspartei bleibt, ist fraglich. Und auch die AfD wird sich nicht freuen: Wagenknecht hat in den vergangenen Monaten geschickt Anschlussfähigkeit für deren Wähler hergestellt. Sie ist nicht radikal, aber konsequent: Das beinhaltet den kompromisslosen Kampf gegen Reiche, Anti-Amerikanismus, Verharmlosung Putins. Und eine konsequente Politik gegen ungebremste Zuwanderung. Da hüpft das Herz manchen AfD-Protestwählers, der sich bei Wagenknechts Bewegung seriöser aufgestellt sehen könnte.