Flutmanagement: Deutschland macht eine schlechte Figur
Der Kampf gegen das Wasser offenbart schwere Defizite
Die Bilder sind wahlkampftauglich. Deshalb beeilen sich Kanzlerin, Ministerpräsidenten und Minister an allen aufgeweichten oder gebrochenen Deichen oder bei Helfern an Sandsackhaufen zu stehen. Doch bei genauerer Betrachtung bekommen die Hochglanzbilder Risse. Wer lange genug hinschaut, sieht, dass hinter der schönen Fassade marodes Gebälk steckt.
Wieder sind weite Teile von Sachsen, Sachsen-Anhalt und diesmal auch von Bayern überschwemmt worden. Wieder überbieten sich Politiker in Hilfsangeboten, die in ihrer Höhe allerdings nicht annähernd abdecken, was die Wassermassen an Schaden angerichtet haben. Wieder wird offenbar, dass ein hochentwickeltes Land den Naturgewalten wenig entgegenzusetzen hat. Dabei wäre es verhältnismäßig leicht gewesen, den vielen Leidtragenden der Flutkatastrophe ihre Not zu ersparen.
Doch auch aus der sogenannten Jahrhundertflut von 2002 sind nicht die richtigen Konsequenzen gezogen worden. Statt auf Hochwasserschutz zu setzen und die betroffenen Kommunen beim Neubau oder Verstärken von Deichen zu unterstützen, hat das Interesse in den Landeshauptstädten und in Berlin schnell nachgelassen.
Vieles spricht dafür, dass dies nun wieder so sein wird. Die politische Debatte schwenkt bereits auf die Folgekosten und deren Finanzierung ein. Von einem Fonds wie vor elf Jahren ist die Rede. Anders ist den auf bis zu zwölf Milliarden Euro geschätzten Schäden auch nicht beizukommen. Nur über die Ursachen spricht kaum jemand.
Wenn aber wieder nicht darauf geachtet wird, dass die Leidtragenden von 2002 und 2013 nun abermals in potenziellen Flutgebieten bauen, wenn den Flüssen nicht genug Fläche gegeben wird, auf der sie sich ausbreiten können, wenn nicht alle Deiche endlich genügend ertüchtigt werden, wenn die Öffentlichkeit auf der Suche nach der nächsten Sensation den Blick zu früh wieder in eine andere Richtung lenkt, dann ist die nächste Flutkatastrophe programmiert.
Dabei ist Deutschland technisch längst in der Lage, die Folgen von Überschwemmungen in Grenzen zu halten, wie das Beispiel Köln zeigt. Dennoch hat es wieder eine schlechte Figur gemacht, als Elbe, Mulde, Donau und Inn ihre Betten verließen.