Meinung Fusion von Kaufhof und Karstadt: Verlorene Jahre

Es sieht so aus, als sei Signa-Chef René Benko endlich am Ziel: Schon einmal wollte der Österreicher den Kaufhof übernehmen, doch die Düsseldorfer Metro Gruppe verkaufte ihre Warenhaustochter lieber an Hudson’s Bay (HBC) aus Kanada.

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Keine gute Entscheidung. Rund drei Jahre später ist klar, dass die Kanadier kaum ein Versprechen gehalten haben. Investitionen wurden verzögert, ein Gefühl für den deutschen Markt hat HBC nicht entwickelt. Auch der Outlet-Ableger Saks of Fifth, unter anderem in Düsseldorf beheimatet, hat die deutschen Kunden kaltgelassen. Kaufhof steht nun schlechter da denn je. Die finanzielle Not der Kanadier ist so groß, dass sie die Reißleine ziehen müssen.

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Jetzt soll der Idee einer Deutschen Warenhaus AG neues Leben eingehaucht werden. Es dürfte die letzte Chance für die Warenhaus-Dinosaurier sein. Schon lange machen ihnen Online-Händler und stationäre Billiganbieter wie Primark das Leben schwer. Alles unter einem Dach, damit hat der Kaufhof lange geworben, doch das Konzept geht heute nicht mehr auf. Warenhäuser, früher unverzichtbare Magneten für die Innenstädte, erfüllen diese Funktion kaum noch.

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Gemeinsam werden die beiden Konzerne sich eine Weile retten können. Durch die Bündelung ihrer Einkaufsmacht und überflüssige Verwaltungen können sie erhebliche Einsparpotenziale heben. Doch das allein wird nicht reichen. Ohne neue Ideen, wie die Häuser für ihre Kunden wieder attraktiver werden, gibt es keine Zukunft. Das Risiko ist für Investor René Benko dennoch kalkulierbar. Der Mann, der mit Immobilien reich geworden ist, fügt durch die Übernahme seinem Imperium weitere Filetstücke in Innenstadtlagen hinzu.

Die Mitarbeiter dagegen haben keinen doppelten Boden. Sie zahlen die Zeche für drei verlorene Jahre mit den Kanadiern. Daher ist es notwendig, die Arbeitnehmervertreter unverzüglich in den Prozess einzubinden und faire Lösungen für die Belegschaft zu finden.