Fußball: Druck und Gegendruck — immer wieder
Der stille Protest der Fußball-Fans
Recht ernüchternd war die erste Reaktion von Thorsten Fink nach dem Sieg gegen Schalke. „Wie haben Sie den stillen Fanprotest wahrgenommen?“ wurde er gefragt. Und der HSV-Trainer antwortete: „Ich wusste nicht, worum es geht. Ich dachte, die Fans wollten uns für die im Spiel zuvor schlechte Leistung gegen Düsseldorf abstrafen.“
Soviel Ignoranz gegenüber einer emotional geführten Debatte zwischen Anhängern und den Vereinen sollten sich nur Wenige in der Liga leisten. Denn das Signal ist fatal: Wenn schon die Trainer die Bedürfnisse der eigenen Fans nicht ernst nehmen, was darf man sich dann von Funktionären der Deutschen Fußball Liga (DFL) erhoffen?
Der Konflikt zwischen DFL und den Anhängern ist verhärtet. Einer, in dem Druck stets Gegendruck bedingt — und das wechselseitig auf die Spitze getrieben wird. Weil sich die öffentliche Wahrnehmung von Randale und Chaos im Fußball-Stadion in den vergangenen Monaten verstärkt hat (ob sie statistisch gesehen tatsächlich zugenommen hat, ist umstritten), geht die DFL mit recht harter Hand vor. Das Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ ist Ausdruck dieser kompromisslosen Strategie. Sagen die Fans.
Die machen zwar seit Jahren mit Plakaten und anderen Aktionen darauf aufmerksam, von den Ursprüngen des Fußballs („Der Fußball gehört den Fans“) nicht weiter entfernt werden zu wollen. Aber nur diese Stille auf den Rängen scheint tatsächlich den Dialog anzuregen, Verantwortliche wie Hannovers Klubchef Martin Kind befürworten inzwischen eine Novelle des Sicherheitspapiers. Dass sich die Anhänger durch die unbelehrbaren Chaoten in ihren Reihen von solchem Dialog immer wieder entfernen, ist die andere Seite der Medaille. Und dass jene Randalierer von einem Großteil der Anhänger um sie herum geduldet werden — mindestens so schweigend, wie ihr jetziger Protest ausfällt —, ist ein weiterer Aspekt. Auf Druck der DFL reagierten die Chaoten zuletzt mit lichterloh brennenden Bannern. Solange solche Bilder um die Welt gehen, wird es keine fangerechte Lösung geben. Die Chaoten in den eigenen Reihen zu disziplinieren, ist eine unverzichtbare Vorleistung. Nur auf dieser Basis kann ein fairer Protest aller, wie es ihn jetzt erstmals gibt, Erfolg haben. Und das ist nicht zu viel verlangt.