Gefährdete sollten selbst vorsorgen

Nein zur Versicherungspflicht gegen Naturkatastrophen

Eine „Jahrhundertflut“, selbst wenn sie alle zehn Jahre auftritt, könnte finanziell beherrschbar sein: Indem man alle Hauseigentümer zwingt, eine Elementarschadensversicherung abzuschließen. Mehr Prämien kämen in den Topf, und jeder wäre abgesichert gegen das finanzielle Risiko von Naturkatastrophen. Die Argumente für eine solche Pflichtversicherung, die die Lasten auf viele Schulten verteilt, sind stark, doch am Ende nicht stark genug.

Für eine Pflicht spricht: Wie der Staat im Einzelfall hilft, hängt bislang auch davon ab, wann die Katastrophe passiert. Vor einer Wahl dürfen die Opfer eher auf die Gummistiefelpolitik mitfühlender Staatslenker hoffen als danach. Solcher Willkür wäre durch einen Rechtsanspruch vorgebeugt.

Auch erscheint es ungerecht, dass ein Teil der Eigentümer hohe Prämien für eine Elementarschadenspolice zahlt, im Katastrophenfall aber gerade diejenigen staatliche Hilfe kassieren, die nicht vorgesorgt haben. Desweiteren könnte man argumentieren, dass es ja auch andere Pflichtversicherungen gibt, allen voran die Pflicht-Haftpflicht für Autofahrer.

Doch der Vergleich hinkt — und damit zu den besseren Argumenten — nämlich gegen eine Pflichtversicherung: Die Autohaftpflicht dient dem Schutz Dritter, die man im Verkehr gefährdet. Bei einer Pflicht zur Elementarschadensversicherung hingegen ginge es um eine Pflicht, das eigene Vermögen zu schützen.

So weit darf staatliche Gängelung nicht gehen. Auch würde derjenige, der ein Haus in flussferner Gegend bewohnt, zu Recht fragen: Warum soll ich das Risiko für diejenigen mittragen, die in ruhigen Zeiten den Blick aufs Wasser genießen? Freilich, das muss gesagt werden, trägt er dieses Risiko jetzt auch schon mit — in Form der Milliarden-Steuergelder, die von Fall zu Fall als Soforthilfe fließen.

Die Langzeitwirkung einer Pflichtversicherung wäre verhängnisvoll: Wüsste jeder Immobilieneigentümer in Flussnähe, dass die Versicherung sowieso zahlt, gäbe es kaum noch Anreize, bauliche Vorsorge gegen Schäden zu treffen. Oder sich einzugestehen, dass es Standorte gibt, in denen man angesichts des Klimawandels nun mal nicht vor Naturgewalten geschützt ist.