Katar und Hochtief: Der späte Coup des „Dr. Lü&ldquo
Baukonzern Hochtief holt sich Katar als Großaktionär.
Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter, wegen seines schwierigen westfälischen Namens in der Essener Zentrale meist "Dr. Lü" genannt, hat einen späten Coup gelandet - vielleicht seinen letzten. Mit der Aufnahme des Emirs von Katar, der in Petrodollar schwimmt, in den Aktionärskreis des Baukonzerns hat er ein Bollwerk gegen die feindlichen Übernehmer aus Spanien errichtet. Sein Gegenspieler Florentino Peréz, ACS-Chef und Boss vom Fussballclub Real Madrid, wurde kalt erwischt und äußerte sich am Montag nicht. Peréz muss dies wie ein Tor in der 90. Minute vorgekommen sein - jetzt geht’s in die Verlängerung.
Der Einstieg des arabischen Staates als Großaktionär zum jetzigen Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr. Vor einer Woche wurde die Fußball-WM 2022 an den Wüstenstaat vergeben. Hochtief gilt als weltgrößter und zuverlässigster Stadienbauer. Zudem hat der Konzern auch sämtliche anstehenden Infrastrukturprojekte im Angebot. Die will sich der Emir sichern, nachdem die Deutschen ihm bereits eine neue Stadt und die längste Brücke der Welt bauen.
Vor dem Ausverkauf an Spanien ist Hochtief mit dem Einstieg von Katar aber noch nicht gerettet. Peréz wird gegen die eigentlich verbotene Kapitalerhöhung nach Abgabe eines Übernahmeangebots - falls sie nur der Abwehr unerwünschter Angreifer dient - wohl vorgehen und die Verwässerung seines Aktienanteils nicht hinnehmen. Auch braucht der Hochtief-Konzern, der mit eigenen Aktien und denen der Scheichs gerade auf rund 14 Prozent Anteile käme, noch die Unterstützung weiterer Aktionäre. Daneben könnte Katar an der Börse auch Aktien zukaufen oder hat dies bereits getan. Die Scheichs könnten sich ferner um Anteile von ACS bemühen, um eine Sperrminorität von 25 Prozent zu erreichen.
Nachdem Aufsichtsrat und Gewerkschaft Hochtief bereits abgeschrieben hatten, hat Lütkestratkötter jetzt wenigstens wieder Luft für den Abwehrkampf. Der Coup des Hochtief-Chefs könnte allerdings zu spät kommen. Sollte er die Schlacht dennoch gewinnen, ist nicht sicher, ob der Emir aus Katar nicht irgendwann das Spiel der Spanier spielt und eine Übernahme plant. Dann müssten auch Porsche und VW zittern, an denen Katar ebenfalls beteiligt ist.