Meinung Schmerzliche Erinnerungen an die alte NRW-SPD

Meinung | Düsseldorf · Mit der Ära von einst hat die heutige SPD in NRW fast gar nichts mehr zu tun. Man fremdelt. Aber der Eindruck bleibt, dass die junge SPD dringend Unterstützung braucht.

Olaf Kupfer

Foto: ja/Sergej Lepke

Als am Donnerstag Ex-NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhielt, musste man auf das Glückwunsch-Schreiben des SPD-NRW-Chefs Sebastian Hartmann nicht warten. „Ihr unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit, ein klarer inhaltlicher Kompass und ihre Nähe zu den Alltagssorgen der Bürgerinnen und Bürger haben sie zu einer allseits geschätzten Persönlichkeit gemacht“, schrieb Hartmann. Und: „Wir freuen uns mit ihr.“

So selbstverständlich die Worte des neuen SPD-Landesvorsitzenden für eine verdiente Vorgängerin sind, so skurril mutet das Ganze an: Denn mit der Ära von einst hat die heutige SPD in NRW fast gar nichts mehr zu tun. Man fremdelt. Nicht lange her, dass Kraft und Steinmeier SPD-Alphatiere in einer Alpha-Partei waren. Dann der Absturz: Steinmeier rettete sich dank des Schachzugs des damaligen SPD-Chefs Sigmar Gabriel nach Bellevue, wo viele den letzten Bundespräsidenten für lange Zeit vermuten, der von der SPD geschickt wird. Und Kraft zog sich nach der NRW-Wahlniederlage bis in die Anonymität auf die Hinterbänke des Düsseldorfer Landtags zurück. Alle folgenden SPD-Debakel von Martin Schulz’ freiem Fall bis zur neuen Bundes-Groko und der strauchelnden Parteichefin Andrea Nahles blieben von Kraft stets unkommentiert. Sie schweigt. Wie ihr Landeschef-Nachfolger Michael Groschek schweigt. Oder wie der ehemalige NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans kaum mehr gehört wird.

Dahinter wird Absicht stecken. Ein Konzept der Jungen. Strategiewechsel mit neuen Köpfen. Sicher auch mal Verzagtheit der Alten. Aber der Eindruck bleibt, dass die junge SPD dringend Unterstützung braucht. Von Kraft, von Walter-Borjans, von Groschek, auch von Gabriel. Stattdessen erhält die NRW-SPD gerade bei jeder Gelegenheit Nackenschläge von Parteichefin Nahles. Ehrungen sind immer auch Erinnerungen.