Meinung Fachkräftemangel – Deutschland hat einen Standortnachteil

Meinung · Schon heute fehlt es an Ingenieuren, Technikern oder Pflegekräften. Lange Zeit wurde diese Entwicklung politisch ignoriert. Tatsache ist, dass Deutschland einen Standortnachteil bei der Anwerbung von Fachkräften vor allem aus Nicht-EU-Staaten hat.

Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Es gibt nur sehr wenige Staaten auf der Welt, in denen die Gesellschaft stärker altert als in Deutschland. Man muss daher auch kein Experte sein, um zu erkennen, dass dieser Umstand zu Problemen auf dem Arbeitsmarkt führt. Schon heute fehlt es an Ingenieuren, Technikern oder Pflegekräften. Lange Zeit wurde diese Entwicklung politisch ignoriert, weil Deutschland kein Einwanderungsland  sein durfte. Zumindest dieser Selbstbetrug ist inzwischen überwunden, auch weil die Wirtschaft Druck gemacht hat. Ein Spitzentreffen  wie das am Montag im  Berliner Kanzleramt wird freilich nicht reichen, um dem Problem grundlegend beizukommen.

Tatsache ist, dass Deutschland einen Standortnachteil bei der Anwerbung von Fachkräften vor allem aus Nicht-EU-Staaten hat. Da ist in erster Linie die Sprachbarriere. Deutsch lernt sich für Ausländer in aller Regel schwerer als Englisch. Da sind aber auch die Hürden bei der vorausgesetzten Qualifizierung. Und langwierige Verfahren bei der Visa-Vergabe wirken ebenfalls nicht sonderlich einladend. Ob sich das mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das in drei Monaten in Kraft tritt, zum Besseren wendet?  Zwar werden bestimmte  Beschränkungen aufgehoben. Aber es fehlt an einem umfassenden Ansatz. In Kanada zum Beispiel kümmern sich die Behörden bei bestimmten Arbeitsmigranten auch gleich noch um deren Partner und Kinder mit beruflichen und schulischen Angeboten. Doch Dreh- und Angelpunkt bleibt ein möglichst wenig bürokratisches Verfahren bei der Einwanderung und der Anerkennung von Berufsabschlüssen. 

Der nächste Gipfel zum Thema Fachkräfte  kommt garantiert. Dann wird das neue Gesetz auch im Praxistest sein, wird die Wirtschaft erste Aussagen über dessen Wirkung treffen können. Und darüber, wie es um die Rahmenbedingungen steht.  Im Bedarfsfall muss nachgebessert werden.