Krebsvorsorge: Früherkennung bedeutet Unsicherheit
Die Debatte um die Krebsvorsorge
Krebsfrüherkennung — das hört sich nach Sicherheit an. Früh erkannt, früh gebannt. Doch Früherkennung bedeutet Unsicherheit. Das muss konsequent kommuniziert werden. Manche tun das bereits, etwa die Deutsche Krebsgesellschaft oder die Kooperationsgemeinschaft Mammografie. Aber eben nicht alle. Auch bei den Untersuchungen gibt es große Qualitätsunterschiede. Manche Ärzte werben für Angebote, die keinen erwiesenen Nutzen haben. Und es gilt: Bislang lässt sich nicht belegen, ob der potenzielle Nutzen der Krebsfrüherkennung den potenziellen Schaden überwiegt. Obwohl etwas erst dann Kassenleistung werden darf, wenn der Nutzen geprüft und positiv bewertet wurde.
Eine Art Früherkennungssiegel wäre hilfreich: Grün für Angebote mit erbrachtem Nutzennachweis. Ob der Nutzen den Schaden überwiegt, müsste jeweils abgewogen werden. Gelb für Angebote mit unklarem Nutzen. Als Selbstzahlerleistung wäre das nur vertretbar, wenn der Patient unterschreibt, dass er über wissenschaftliche Erkenntnisse gut informiert wurde. Rot für Angebote, deren Nutzen widerlegt ist — etwa die Tastuntersuchung auf Brust- und Prostata-Krebs, der regelmäßige Gesundheits-Check-up oder Ultraschall der Eierstöcke.
Experten fordern, Krebsfrüherkennung in die selbst zu zahlenden Individuellen Gesundheitsleistungen auszulagern. Doch dann würden noch mehr als bisher wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Für die „IGeL“ genannten Leistungen zahlen gesetzlich Versicherte 1,3 Milliarden Euro pro Jahr — obwohl viele Angebote kritisch zu sehen sind und die Krankenkassen im „IGeL“-Monitor bislang keines uneingeschränkt positiv bewertet haben.
Die Debatte um die Krebsfrüherkennung muss weitergehen. Bislang will niemand Leistungen streichen, weil man sich damit unbeliebt macht. Allen Erkenntnissen aus der Forschung zum Trotz wird für Früherkennung geworben. Jüngst startete die Kassenärztliche Bundesvereinigung eine Kampagne für das Hautkrebs-Screening. Die Patienten müssen sich gut informieren. Nutzen und Schaden liegen nah beieinander. Jeder muss selbst entscheiden, welches Argument schwerer wiegt. Und zwar vorher.