Der Sport, der Glanz und die Macht
Zweifel an der Fußball-WM in Russland
Es ist ein unwürdiges Spiel, das die EU-Staaten in der Ukraine-Krise treiben. Seit Monaten heben sie angesichts immer neuer Provokationen aus Moskau mahnend den Finger, um ihn gleich wieder in der Hosentasche verschwinden zu lassen — während der mächtige Mann im Kreml den 28 Staats- und Regierungschefs auf der Nase herumtanzt. Nichts für ungut, Herr Putin. War ja nicht so gemeint. Damit macht sich der Westen kleiner, als er ist. Eine fatale Politik im Umgang mit einem russischen Präsidenten, der im Gegensatz zur EU eines hat: eine klare Strategie.
Um ihm Einhalt zu gebieten und damit eine Entspannung in der Ostukraine zu erreichen, müssen auf die leeren Drohungen reale Konsequenzen folgen. Russland mit einem Aus der Fußball-WM zu konfrontieren, wäre endlich ein solcher Schritt. Zumal die EU-Staaten durch Uneinigkeit glänzen und sich mit Blick auf eigene Interessen bis heute nicht auf harte Wirtschaftssanktionen gegen Moskau verständigen konnten. Und weil es Putin treffen würde.
Bei der Vergabe solch großer Sportereignisse an umstrittene Staaten argumentieren die Befürworter gerne politisch: Der Sport und die internationale Aufmerksamkeit, die er auf die Gastgeber lenke, könnten eine Öffnung dieser Gesellschaften befördern. Den Beweis sind die Länder schuldig geblieben. Bei Boykott-Rufen heißt es dagegen gerne: Sport und Politik haben nichts miteinander zu tun.
Das aber stimmt nicht. Putin sonnte sich zu Beginn des Jahres gerne im Glanz der Olympischen Winterspiele von Sotschi, während die Ukraine im Chaos versank. Er demonstrierte und zementierte seine Macht. Und er will es 2018 wieder tun, wenn die besten Fußballer der Welt bei ihm zu Gast sind. Man darf davon ausgehen, dass er dann noch im Amt sein will und wird.
Letztlich aber wird der neuerliche WM-Vorstoß, der auch schon im März dieses Jahres diskutiert worden war, scheitern — und zwar am Fußballweltverband Fifa. Der wird sich das ganz große Geschäft mit dem runden Leder nicht vermiesen und alle Debatten an sich abprallen lassen. Und Putin lacht sich weiter ins Fäustchen.