Der entscheidende Moment für den Titel
Deutschland ist Fußball-Weltmeister 2014
Als die Nationalmannschaft kurz vor ihrer Abreise nach Brasilien am 31. Mai beim „Fest der Weltmeister“ in Düsseldorf vorbeischaute, wo die 54er-, die 74er- und die 90er-Titelgeneration im illustren Kreis feierte, da ergriff Horst Eckel das Wort. Der eine von zwei Weltmeistern der ersten Generation, die noch leben und für ihren Titelgewinn Zeit ihres Lebens gefeiert werden, sagte: „Fahrt dahin, spielt Fußball und kommt als Weltmeister zurück.“
Dann sind sie gefahren, haben Fußball gespielt und kehren am Dienstag als Weltmeister der vierten deutschen Generation zurück. Nach einem unfassbaren Finale, nach einem unfassbaren Willensakt. Nach einem unfassbaren Tor von Mario Götze.
Deutschland ist Fußball-Weltmeister 2014. Alles, was man seit der begeisternden WM 2010 in Südafrika gemutmaßt hatte, ist wahr geworden: dass diese Generation von Schweinsteiger und Lahm eben bei diesem Turnier in Brasilien auf ihrem Höhepunkt sein wird. Dass die einschneidenden Änderungen, die es im DFB nach der katastrophalen Europameisterschaft 2000 in Sachen Nachwuchsförderung gegeben hatte, irgendwann Erfolg nach sich ziehen müssen. Dass Spieler wie Neuer, Boateng, Hummels, Höwedes, Khedira und Özil, die 2009 mit der U 21 in Schweden mit einer herausragenden Leistung Europameister wurden, schon bald eine entscheidende Rolle im A-Team auf dem Weg zum WM-Titel spielen.
Diese Vorzeichen haben Bundestrainer Joachim Löw die Arbeit erleichtert, keine Frage. Die Rolle aber, die der 54-Jährige in Brasilien gespielt hat, ist nicht groß genug einzuschätzen. Schon bei der EM 2012 hatte Löw einen titelreifen Kader. Ein Coachingfehler seinerseits und eine Ansammlung von Selbstverwirklichern, die nie ein Team wurde, haben seinerzeit den Weg zum Pokal versperrt. Daraus hat Löw gelernt: Seine größte Leistung war es, aus diesem hochtalentierten Ensemble ein Team zu formen. Und wie 2012 gab es den einen Moment, in dem er reagieren musste. Er war nach dem Achtelfinale gegen Algerien gekommen. Löw baute rechtzeitig das System um. Veränderte Lahms Rolle, brachte den echten Stürmer Klose, spielte wieder 4-2-3-1 — und machte im Finale alles richtig. Es waren Momente für den Titel.