Bierhoff warnt Achtelfinale noch nicht sicher - Löw sucht sein Team

Watutinki (dpa) - Südkorea zählt, sonst nichts. Auch wenn der Last-Minute-Sieg gegen Schweden in Deutschland für viel Euphorie gesorgt hat: Joachim Löw will von Achtelfinal-Gerede nichts hören, Oliver Bierhoff warnt sogar eindringlich.

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„Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, zu denken, Südkorea ist schon geschlagen“, sagte Manager Bierhoff. „So weit ist es noch nicht“, betonte Chefcoach Löw, als er auf eine mögliche brasilianische Revanche für das 1:7 gegen Deutschland im Halbfinale von 2014 angesprochen wurde.

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Das Rettungstor von Toni Kroos gegen Schweden bestimmte auch am Montag rund ums DFB-Quartier vor den Toren Moskaus die Stimmung. „Wir sind als Mannschaft einfach noch mal ein Stück zusammengerückt“, beschrieb der weiterhin euphorisierte Angreifer Timo Werner die Auswirkungen der gerade noch abgewendeten Blamage. Noch nie ist ein DFB-Team in der Vorrunde gescheitert. Offensivkollege Marco Reus hofft, dass der „ultrawichtige Sieg in letzter Sekunde“ einfach zu einer Initialzündung wird.

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Zunächst einmal aber müssten alle das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea „ganz ernsthaft angehen“, mahnte Bierhoff in Watutinki. Fehler wie auch wieder beim 2:1 gegen Schweden können gegen den zweimaligen Asienmeister am Mittwoch immer noch zum historischen WM-K.o. führen. „Es wird ja von vielen gesagt: Jetzt geht es los. Jetzt ist die WM-Stimmung da. Darauf dürfen wir uns nicht verlassen“, erklärte Bierhoff in der ARD.

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„Wir haben es zum Glück jetzt selbst in der Hand“, ergänzte der frühere Nationalmannschaftskapitän. Um unabhängig vom Ausgang der Parallelpartie zwischen Spitzenreiter Mexiko (6 Punkte) und Schweden (3) das Achtelfinale zu erreichen, muss Weltmeister Deutschland (3) die Südkoreaner (0) mit mindestens zwei Toren Unterschied schlagen.

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Die WM-Gastgeber von 2002, die damals im Halbfinale der DFB-Elf mit Torschütze Michael Ballack im Halbfinale 0:1 unterlagen, haben in Kasan selbst noch eine Minimalchance auf das Achtelfinale. Dazu müssen sie Deutschland besiegen und auf eine höhere Niederlage der Schweden im Parallelspiel gegen Schweden hoffen. Auch Konstellationen bis zum Losentscheid sind möglich.

Mit welchem Personal Löw das spannende Gruppenfinale angehen wird, ist ein Geheimnis. Assistent Marcus Sorg sagte lediglich: „Es geht darum, die Jungs frisch zu bekommen, körperlich und geistig.“ Innenverteidiger Jérôme Boateng ist nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt. Mittelfeldspieler Sebastian Rudy muss nach einem Trümmerbruch der Nase und anschließender Operation wohl passen. Am Montag fehlte er beim Training. „Man sollte darauf vorbereitet sein, dass er nicht spielen kann“, sagte Sorg. Mats Hummels kann nach Problemen am Halswirbel wieder in die zentrale Abwehr zurückkehren. Der Münchner konnte zu Wochenbeginn wieder mit dem Team trainieren.

Viel Zeit bleibt dem Bundestrainer nicht für die Vorbereitung der Partie in Kasan. Am Dienstag fliegt der DFB-Tross in die 700 Kilometer von Moskau entfernte Hauptstadt der Republik Tatarstan an der Wolga. Möglicherweise kehrt Weltmeister Sami Khedira, der wie Mesut Özil im zweiten Gruppenspiel auf der Ersatzbank saß, als Kroos-Partner im defensiven Mittelfeld in die Startelf zurück.

„Wichtig ist, wie sie mit der Entscheidung umgegangen sind. Das war beispielhaft“, berichtete Sorg. „Wir wissen, dass es ein langes Turnier wird, dass alle Spieler in Betracht kommen, auch die beiden. Es ist ja kein Weltuntergang, wenn man mal nicht spielt.“ Spielmacher Özil könnte noch warten müssen, zu stark war der Auftritt von Reus in zentraler Offensivposition gegen Schweden. „Das wird das nächste Endspiel für uns“, betonte der Dortmunder. Und natürlich möchte er gern weiter zum Erfolg der Mannschaft beitragen. „Wir versuchen einfach, noch befreiter aufzuspielen, noch bessere Chancen herauszuspielen und sie noch besser zu nutzen“, sagte Reus.

Noch hat Löw seine favorisierte Formation nicht gefunden. In den ersten beiden Partien setzte er schon 18 Spieler ein, so viele wie beim gesamten WM-Turnier vor vier Jahren. Niklas Süle könnte als Ersatz für Boateng als Nummer 19 folgen. Nur vier spielten in Russland alle 180 Minuten: Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Kroos und Thomas Müller. Kroos hatte gegen Schweden seinen genialen Moment, Müller wartet noch darauf. „Am Mittwoch müssen wir wieder da sein“, betonte Kunstschütze Kroos.

Sogar der Gruppensieg ist noch drin. Allerdings braucht das Löw-Team dafür die Hilfe der Schweden gegen Tabellenführer Mexiko. Dem sportlichen Teamziel müssen sich alle unterordnen. „Egal, ob sie Weltmeister sind oder nicht oder Confed-Cup-Sieger. Jeder hat seine Stärken, jeder kann eine Position einnehmen, die entscheidend ist“, sagte der junge Leipziger Werner zu den Veränderungen im Teamgefüge und auch der Hierarchie. Kess fügte der WM-Neuling hinzu: „Ich würde es nicht darauf reduzieren, wer mal was gewonnen hat.“

Die mögliche deutsche Aufstellung:

Neuer - Kimmich, Süle, Hummels, Hector - Khedira, Kroos - Müller, Reus, Draxler - Werner