Krise der Stromriesen: Mitleid nein, Sorgen ja
Krise der Stromriesen sollte niemanden ungerührt lassen
Geht es jemandem schlecht, so löst das meist einen Mitleidsreflex aus. Doch so recht will sich dieser angesichts trüber Zahlen der großen Stromkonzerne nicht einstellen. Sind sie wirklich so schlecht dran? Schließlich bleibt noch genug übrig, um Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Und die Eon-Aktie stieg trotz der Milliardenverluste. Allerdings dürften Tausende von Mitarbeitern, die ihre Stelle verloren haben oder darum bangen, ganz und gar nicht in Feierlaune sein.
Doch auch andere haben Anlass zur Sorge. Im Fall von RWE sind es die Bürger vieler Kommunen, die Jahr für Jahr fürchten, ob die fest im klammen Haushalt eingeplanten Dividenden demnächst ausbleiben. Auch der Strom- und Gasbezieher muss die Kosten der ungeordnet verlaufenden Energiewende im Blick haben.
Vor allem aber kann der Steuerzahler keinesfalls sicher sein, dass das Geld reichen wird, das die Stromriesen als Betreiber der Atomkraftwerke zurückgelegt haben. Dass damit wirklich die kaum seriös absehbaren Kosten für den Rückbau der einstigen Goldgruben und die Lagerung des strahlenden Mülls bezahlt werden können. Gerade in diesem Zusammenhang ist jedes Wanken der Stromriesen bedenklich.
Was nützt es, wenn eine aktuelle Greenpeace-Studie die großen Konzerne selbst für ihre Krise verantwortlich hält? Was hilft es, wenn gesagt wird, die Konzerne hätten den Wechsel zu regenerativen Energien viel früher vollziehen müssen? Solche Forderungen haben bei den Konzernen und ihren Aktionären, die doch lange und prächtig am Atomstrom verdient haben, schon früher nur ein müdes Lächeln ausgelöst. Wichtig ist jetzt, dass die im Namen der Steuerzahler handelnde Politik sich nicht über den Tisch ziehen lässt.
Über die Anerkennung dafür, dass ein Großer wie Eon sich bald mit einer eigenen Sparte grün färbt und sich auf regenerative Energien konzentriert, darf nicht vergessen werden, Atomrückstellungen zukunftssicher zu machen. Es darf nicht eines Tages heißen: Tut uns leid, kein Geld mehr da. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Rückstellungen insolvenzfest in einer öffentlich-rechtlichen Stiftung gesichert werden. Besser heute als morgen.