Peer Steinbrück - Merkels bester Wahlkampfhelfer
Peer Steinbrück kommt nicht aus den Fettnäpfchen heraus.
Was ist bloß mit Peer Steinbrück los? Der Kanzlerkandidat der SPD für die Bundestagswahl am 22. September wandelt von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen und entwickelt sich zum besten Wahlkampfhelfer von Angela Merkel.
So hatten SPD-Chef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier das sicher nicht vorgestellt, als sie Steinbrück mehr oder weniger im stillen Kämmerlein auf den Schild hoben. Aber Steinbrück hat immer Beinfreiheit reklamiert, und die nutzte er nun für eine Äußerung, die nicht nur den meisten Sozialdemokraten die Haare zu Berge stehenlässt.
Dass der Kanzlerkandidat einen getrennten Sportunterricht von Mädchen und Jungen im Jahr 2013 noch für denkbar hält, verschlägt nicht nur Integrationspolitikern aller Parteien die Sprache. Vielleicht hat Steinbrück das ja gar nicht so gemeint. Aber dann wäre er nicht Steinbrück.
Der ehemalige Bundesfinanzminister und NRW-Ministerpräsident steht zu Recht im Verdacht, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. Das war so, als er die italienischen Wahlsieger Grillo und Berlusconi als Clowns bezeichnete. Das war so, als er der Schweiz im Steuerstreit undiplomatisch zu nahe trat. Mit dem getrennten Sportunterricht ist das auch so.
SPD-Wähler werden sich ärgern, mancher neutrale Beobachter dürfte sich wundern. Denn Peer Steinbrück ist nicht nur ein anerkannter Finanzexperte, er ist ein brillanter Denker und eloquenter Redner. Er hat Humor. Er hat alles, was der Kanzlerkandidat einer Volkspartei braucht. Nur nahbar ist er nicht.
Das wäre nicht der Rede wert, wenn Steinbrück sich beraten ließe oder gute Berater hätte. Daran scheint es im Team des SPD-Mannes zu mangeln. Sonst wäre Steinbrück sicher nicht ausgerechnet in diesen Tagen zum Parteifreund Hollande nach Paris gereist. Denn der französische Präsident ist gerade auf dem Tiefpunkt seiner Beliebtheit angelangt. Er wird Steinbrück im Wahlkampf nicht helfen können.
Und so warten alle auf die nächste Panne. Die Umfragewerte der SPD und ihres Kandidaten gehen derweil weiter auf Talfahrt. Das mag Wähler des Regierungslagers entzücken. Aber für den vor einer Wahl dringend notwendigen politischen Diskurs bleibt zwischen den Fettnäpfchen zu wenig Platz.