Leitartikel Respekt, Herr Baumann

An Durchsetzungskraft mangelt es dem neuen Bayer-Chef aus Krefeld offenkundig nicht. Kaum war Werner Baumann im Amt, machte er klar, dass er den US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen will. Trotz mancher Widerstände und schwieriger Verhandlungen meldet Bayer nach gut vier Monaten Vollzug.

Es geht um 66 Milliarden US-Dollar. Noch nie hat ein deutscher Konzern so viel für eine Übernahme bezahlt. Respekt, Herr Baumann.

Vieles spricht dafür, dass der Leverkusener Konzern es richtig macht. Die Zahl der Menschen wächst bis zum Jahr 2050 vermutlich um drei auf etwa zehn Milliarden an. Was dagegen kaum zunimmt, ist die Ackerfläche. Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln verfügen also über eine Schlüsseltechnologie, die dauerhaft hohe Profite verspricht. Mit Monsanto springt Bayer in diesem Bereich an die Weltspitze. Und nicht nur das: Monsanto ist führend, wenn es um genverändertes Saatgut und digitale Techniken in der Landwirtschaft geht. Laut Baumann rechtfertigt das den hohen Preis.

Bayer übernimmt aber auch das Image von Monsanto. Und das ist denkbar schlecht. Vor allem in Europa lehnen viele Menschen gentechnisch veränderte Produkte ab. Der Unkrautvernichter Glyphosat aus dem Hause Monsanto steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Den Amerikanern wird zudem ein unfairer Umgang mit den Landwirten vorgeworfen. Gut möglich, dass die Geschäfte des neuen Agrarchemie-Riesen unter dem miesen Ruf des Unternehmens leiden.

An der Börse löste das Geschäft zunächst jedenfalls keinen Jubel aus. Die Kurse von Bayer und Monsanto bewegten sich kaum. Noch warten die Anleger ab. Wahrscheinlich ändert sich das in den nächsten Monaten. Die Vorteile der Übernahme überwiegen die Nachteile eindeutig. Und von den Kartellbehörden ist kein Widerstand zu erwarten, weil das neue Unternehmen keine marktbeherrschende Stellung haben wird.