Roland Koch: Ein Unbequemer mit viel Potenzial
Roland Koch nimmt Abschied von der Politik.
Hut ab. Das ist ein souveräner Abgang. Roland Koch teilt einfach mit, dass Politik zwar einen wesentlichen Teil seines Lebens ausmache, aber eben nicht komplett sein Leben sei. Er wirft seine Ämter nicht verärgert polternd hin, sondern nimmt wohldosiert und angeblich von langer Hand geplant Abschied. Angela Merkel und seine Familie sollen schon ein Jahr seinen Plan kennen, nur den genauen Zeitpunkt der Bekanntgabe nicht.
Doch sogar der Termin passt und dient seiner CDU. Vor der NRW-Wahl wollte er keine Verwirrung stiften, die nächsten Wahlen sind lange hin. Denn solch eine Rücktritts-Ankündigung eines Vollblutpolitikers hat das Zeug für ein politisches Erdbeben. Verliert doch Hessen seinen Ministerpräsidenten, seinen CDU-Landesvorsitzenden sowie den Abgeordneten Koch.
Und die Bundespartei muss sich einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden suchen. Wer mit 52 Jahren diese Ämterhäufung nach 38Jahren politischer Tätigkeit einfach aufgibt, ohne dass ihn Intrigen zermürbt hätten, zeigt Weitsicht. Falls, was zum jetzigen Zeitpunkt wohl außer Roland Koch niemand beantworten kann, nicht ein uns alle völlig verblüffender Grund dahinter steckt.
Koch hat bereits angedeutet, dass sein künftiges Leben nicht unbedingt stressfreier wird. Wahrscheinlich wird er im wirtschaftlichen Umfeld genauso rührig sein, wie er es in der Politik war. Und er wird dabei voraussichtlich mehr Geld als bisher verdienen, auch wenn das nicht seine Triebfeder ist.
Denn dass Koch sich - allerdings nicht immer diplomatisch perfekt - voll engagierte, hat er stets bewiesen. So auch vor wenigen Tagen, als er am Tabu-Thema Kürzung von Bildungsausgaben und Kinderbetreuung rührte. Was zu einem Zeitpunkt geschah, als für ihn längst der Abschied aus der Politik klar war.
Die CDU verliert eine oft unbequeme, aber wichtige Führungsfigur, in der noch viel Potenzial steckte. Einzig die Kanzlerin wird sich klammheimlich darüber freuen: Von Friedrich Merz hat sie schon lange nichts mehr zu befürchten, Christian Wulff hält sich zurück, Jürgen Rüttgers hat ganz andere Sorgen, und Roland Koch kommt ihr jetzt als innerparteilicher Konkurrent auch nicht mehr in die Quere. Das hilft Merkel, ihrer Partei hingegen nicht.