Meinung Stahlkocher protestieren gegen Fusion - Einsatz für den Stahl

Die Lage ist ernst bei Thyssen-Krupp. Konzernchef Heinrich Hiesinger will weg vom Stahl. Das wissen alle Beteiligten seit Jahren. Neu ist, dass die Gespräche mit dem britisch-indischen Konkurrenten Tata zur Fusion der Stahlsparten beider Konzerne kurz vor dem Abschluss stehen.

Foto: Sergej Lepke

Die Folgen für Stahlstandorte in NRW könnten verheerend sein. Es geht um rund 22 000 industrielle Arbeitsplätze. Trotzdem hat Ministerpräsident Armin Laschet das Thema in seiner Regierungserklärung nur kurz erwähnt. Der CDU-Politiker liefert mit diesem Desinteresse eine Vorlage, die die SPD-Opposition dankbar aufnimmt. Laschet solle seiner politischen Verantwortung gerecht werden. Es gehe um Arbeitsplätze, die für den Industriestandort NRW systemrelevant seien. Da hat die SPD einfach nur recht.

Dass sie sich nicht länger raushalten können, haben inzwischen auch Laschet und sein Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart begriffen. Beide ließen gestern mitteilen, mit den Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsvertretern im Gespräch zu sein. Gut so. Natürlich hat die Landesregierung weder die Aufgabe noch die Mittel, Arbeitsplätze in der Industrie zu erhalten. Aber beim Stahl geht es — anders als bei der Kohle — eben nicht darum, für Stellen zu kämpfen, die an Rhein und Ruhr nicht wettbewerbsfähig sind.

Richtig ist, dass es auf dem weltweiten Stahlmarkt Überkapazitäten gibt. Vor allem die Flut von Billigstahl aus China drückt die Preise. Es muss Aufgabe der Politik sein, für faire Rahmenbedingungen zu sorgen. Es kann nicht sein, dass hochmoderne Werke in NRW schließen, während anderswo subventionierte Dreckschleudern am Markt bleiben.

Fragwürdig ist auch die Strategie von Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger: Er will die Stahlsparte los werden, um mit dem Rest des Konzerns an der Börse zu glänzen. Tausende Arbeitsplätze könnten dabei verloren gehen, obwohl sie es nicht müssten. Laschet sollte Hiesinger davon überzeugen, dass das kein guter Plan ist.