Meinung Stauland Nr. 1 - Mobilität in NRW ist zu billig

Meinung · Es hilft, sich hin und wieder daran zu erinnern, dass wir in einer marktwirtschaftlichen Ordnung leben. Das zentrale Steuerungsinstrument in dieser Ordnung ist der Preis. Was knapp ist, kostet mehr. Dumm nur, dass wir diese einfache Regel zur Lenkung unserer Verkehrsströme nicht einsetzen.

Laut ADAC war NRW im vergangenen Jahr erneut das Stauland Nummer Eins.

Foto: dpa/Sebastian Stenzel

Seit Jahrzehnten werden unsere Straßen immer voller. Vor allem in NRW ist der Stau die alltägliche Erfahrung – auf der Autobahn wie in den Städten. Und so rasch wie die Zahl der Fahrzeuge wächst, kann das Straßennetz überhaupt nicht saniert und erweitert werden. Dass gegen Stau nur Bau hilft, stimmt nicht.

Die Lösung des Problems liegt woanders: Mobilität ist zu billig. Wenn wir den Dauerstau auf den Straßen beseitigen wollen, muss der Preis steigen. Der Transport von Gütern und Menschen auf der Straße sollte so teuer sein, dass die wahren Kosten sichtbar werden. Vor allem der Schwerlastverkehr schädigt Umwelt und Straßen, was sich im Preis aber nicht widerspiegelt. Dass der Handel im Internet und damit der Warenverkehr drastisch zunehmen, ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Preis für die Lieferung viel zu gering ist. Kostenlose Rücksendungen sind mit Blick auf die sozialen und ökologischen Folgen ein Irrsinn.

Das geeignete Mittel zur Reduzierung des Verkehrs wäre ein sofort spürbarer und stetig steigender CO2-Preis, der Benzin und Diesel teurer macht. Den Mut dazu hat die Bundesregierung nicht. Sie koppelt den CO2-Preis vielmehr an eine höhere Pendlerpauschale. Mehr Widerspruch geht kaum. Wer vergleichsweise preiswert auf dem Land wohnt, kann nicht erwarten, hochsubventioniert mit dem Auto in die Stadt zu pendeln. Die autogerechte Stadt war vorgestern. Der knappe Raum in den Ballungszentren gehört Bahnen, Bussen, Fahrrädern und Fußgängern. Wer Städte in Holland oder Dänemark besucht, kann sehen, wie das geht.