Meinung Von den Metallern lernen

Die Metall- und Elektroindustrie ist deutlich weiter als die Berliner Politik. Mit dem jüngsten Tarifabschluss für eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeit sowohl nach oben als auch nach unten hat die Branche das geschafft, woran die große Koalition in der vergangenen Wahlperiode gescheitert war: einem verbrieften Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit.

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Ausgerechnet die Union trug dafür die Hauptverantwortung. Ausgerechnet sie kann sich nun an der Wirtschaft ein Beispiel nehmen. Aber nicht nur deshalb ist der Tarifvertrag der Metaller so bemerkenswert. Denn er ist auch gewissermaßen eine Handlungsanleitung für die Zukunft unserer Arbeitswelt. Beruf und Freizeit scheinen darin immer stärker zu verschwimmen. Stress und ständige Verfügbarkeit lauten die Schlagworte. Viele Beschäftigte klagen, dass das Private deshalb immer mehr zu kurz kommt. Hier öffnet sich nun ein Ausweg. Wer die Kinder versorgen muss oder seine pflegebedürftigen Eltern, kann künftig vorübergehend kürzer treten, ohne dabei ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Arbeitgeber zu haben. Und ohne die Angst, in der Teilzeitfalle steckenzubleiben.

Letzteres ist sicher in hohem Maße ein Problem von Frauen. Insofern dürfte sich die Nutzung der Arbeitszeitverkürzung zunächst einmal in Grenzen halten. Denn nur etwa ein Fünftel der rund vier Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ist weiblich. Nur, wer sagt, dass das so bleiben muss?

Wenn die Arbeitsbedingungen stimmen, könnten sich auch Frauen stärker für diese Branche interessieren, zumal der technische Fortschritt gerade dort in wachsendem Maße die alte Knochenarbeit verdrängt. Auf diese Weise würde sich auch das Problem des Fachkräftemangels entspannen. Denn eine gute Ausbildung bringen Frauen allemal mit. Übrigens auch für andere Branchen. Hier kann die (restliche) Wirtschaft noch von der Wirtschaft lernen.