MEinung Zartes gelb-grünes Band
Ein gemeinsames Interview macht noch keinen Frühling, auch kann man zwischen FDP und Grünen nach den jüngsten Äußerungen von Christian Lindner und Katrin Göring-Eckardt sicher nicht von echten politischen Gefühlen sprechen.
Aber vielleicht von einem Ende der Eiszeit.
Die Liberalen hatten sich vor allem wegen der Grünen schwer getan, als es letztes Jahr um eine mögliche Zusammenarbeit in einer Jamaika-Koalition im Bund ging. Und umgekehrt ist die FDP vielen an der grünen Basis regelrecht verhasst. Zwar stammen beide kulturell durchaus aus einer gemeinsamen Welt — eher gut verdienende, gebildete Wähler, weltoffen und modern denkend. Doch die Ideologien schienen unvereinbar. Kalter Neoliberalismus versus Bevormundung, so ungefähr lautete die Paarung.
Das hat sich schon in den Ländern gelockert. In Rheinland-Pfalz regiert man miteinander in einer Ampel-Koalition, in Schleswig-Holstein im Jamaika-Format. Damit solche Dreierbündnisse auch im Bund zustande kommen, müssen FDP und Grüne hier ebenfalls kooperationsfähiger werden. Denn die Zersplitterung der Parteienlandschaft wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nur noch Dreierbündnisse zulassen. Die aktuelle Groko dürfte die letzte sein.
Die FDP spürt gerade, dass die Entscheidung gegen Jamaika viele Sympathien gekostet hat. Auf der anderen Seite schießen die Grünen in den Umfragen nach oben und wollen daraus endlich etwas machen. Beide haben also ein Motiv. Und was die ideologischen Fragen angeht, so gibt es auch da Überbrückungsmöglichkeiten. Die FDP zum Beispiel setzt beim Klimaschutz eher auf neue Techniken und Marktmechanismen, etwa eine CO2-Bepreisung. Da können auch die Grünen mitgehen, solange halbwegs verbindliche Zielvorgaben dazukommen. Beide Parteien sollten das zarte Band der Annäherung jetzt schnell verstärken, denn Wahlen kommen manchmal eher als man denkt.