Nachwuchs-Goalie Grubauer überzeugt in NHL
Washington (dpa) - „Grubauör!“, brüllten die Kommentatoren von NBC Sports in ihre Mikrofone, verzückt vom Auftritt eines jungen Deutschen unten auf dem Eis. Zum ersten Mal in seiner Karriere stand der Rosenheimer Philipp Grubauer auf NHL-Eis.
Der 21-Jährige gab für die Washington Capitals sein Debüt in der besten Eishockey-Liga der Welt. Im Spiel bei den Philadelphia Flyers kam der Torwart im zweiten Drittel beim Stand von 0:4 für den enttäuschenden Braden Holtby aufs Eis und hielt sich danach schadlos. Auch wenn das Match dennoch verloren ging - Grubauer durfte sich als Sieger fühlen.
„Davon habe ich geträumt, seitdem ich angefangen habe, Eishockey zu spielen - einfach unglaublich“, freute sich der Schlussmann aus Bayern. Von Landsmann und NHL-Legende Olaf Kölzig gab es fast schon den Ritterschlag. „Ich glaube nicht, dass wir im Verein einen Torhüter mit besseren Ansätzen haben. Alles, was auf ihn zukommt, meistert er mit Bravour“, schwärmte der Capitals-Torwarttrainer.
Das Wort des ehemaligen deutschen Nationaltorhüters hat Gewicht. „Olie the Goalie“ war einst Publikumsliebling in der US-Hauptstadt, hat von 1989 bis 2008 im Verein gespielt und hält seitdem so ziemlich alle Vereinsrekorde für einen Schlussmann. Heute heißt der Superstar im Team Alexander Owetschkin - doch der Russe blieb beim 1:4 in Philadelphia genauso schwach wie seine Nebenleute. Der einzige Lichtblick im Kader war ein Debütant aus Deutschland, der eigentlich das Tor von Washingtons Farmteam, den Hershey Bears, hütet.
Der räumte später zwar eine gewisse Anfangs-Nervosität ein, war im Spiel aber von Beginn an cool geblieben. Grubauer parierte mit teilweise großartigen Reflexen alle 14 Schüsse, die auf ihn zukamen.
„Ich habe versucht, meinen Mitspielern Selbstvertrauen zu geben und dem Verein zu zeigen, dass ich auch was kann“, meinte Grubauer lässig. Vor allem dieses Selbstbewusstsein ist es, was Kölzig so an seinem Landsmann schätzt. „Er ist reifer als sein Alter, weiß, was er will und hat alles, was du dir von einem Spieler nur wünschen kannst.“ Selbst der frustrierte Stammgoalie Holtby attestierte dem NHL-Neuling einen „großartigen Job“.
Der steile Aufstieg von Philipp Grubauer war vor wenigen Wochen nicht absehbar. Die NHL lag im Arbeitskampf und aufgrund des Lockouts hütete Holtby bei den Hershey Bears jenes AHL-Tor, das eigentlich für den deutschen Schlussmann vorgesehen war. Dieser musste noch eine Liga tiefer und in der ECHL sein Können zeigen. Als der NHL-Tarifstreit im Januar beendet war, rückte Grubauer wieder in die AHL auf und wurde erst am Mittwochmorgen ins NHL-Aufgebot berufen, nachdem sich Washingtons Ersatz-Keeper Michal Neuvirth krank meldete.
Obwohl der Bayer zunächst auf der Bank Platz nahm, genoss er sichtlich die Atmosphäre im Wells Fargo-Center von Philadelphia. „Ich habe nur zwölf Spiele in der AHL absolviert und jetzt bin ich hier. Wahnsinn, wie schnell es manchmal geht. Ich versuche, das alles in mir aufzusaugen.“ Wenig später folgte dann sogar sein glanzvolles Debüt und jede Menge gute Argumente für einen weiteren Einsatz in der besten Eishockey-Liga der Welt.