NBA-Lockout: Zukunft von Dirk Nowitzki offen

Boston (dpa) - NBA-Champion Dirk Nowitzki glaubt immer noch nicht, dass „dies ein langer Lockout wird“. Doch die Chancen des deutschen Basketballstars auf einen pünktlichen Start der Titelverteidigung mit seinen Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Profiliga sinken.

Seit dem 1. Juli sind die Profis von den Clubbesitzern ausgesperrt, die Fronten vor dem geplanten Saisonbeginn Anfang November verhärtet. Der Lockout könnte sich zum Knockout entwickeln. „Die komplette Spielzeit wird voraussichtlich ausfallen“, betonte der Geschäftsführer der Spielergewerkschaft NBPA, Billy Hunter.

Zu Wochenbeginn setzten sich Spieler und Eigner erstmals seit Beginn des Arbeitskampfes zusammen - und gingen nach drei Stunden ergebnislos auseinander. „Beide Parteien stehen immer noch dort, wo sie am 1. Juli standen“, sagte NBA-Chef David Stern. „Wir sind 800 Millionen Dollar voneinander entfernt“, ergänzte Hunter.

Er hat die Profis ermutigt, „in anderen Ländern zu spielen“. Die Gewerkschaft will somit den Druck auf die Besitzer erhöhen. In Olympiasieger Deron Williams von den New Jersey Nets hat neben mehreren Rollenspielern bereits ein namhafter NBA-Profi im Ausland - bei Besiktas Istanbul - unterschrieben. Weitere Stars wie Kobe Bryant, Dwight Howard oder Kevin Durant zeigen sich interessiert. Nowitzki zögert noch, will sich zunächst auf die Europameisterschaft in Litauen (31. August - 18. September) konzentrieren und dort versuchen, mit Deutschland das Olympiaticket zu lösen.

„Ich spiele die Europameisterschaft und werde danach sehen, wie der Stand des Lockouts ist. Bis dahin kümmere ich mich nicht darum, irgendwo anders zu spielen“, sagte der 33-Jährige der Internetseite „ESPNDallas.com“. Bundesliga- Aufsteiger Bayern München hatte in der Vergangenheit Interesse am Mavericks-Kapitän bekräftigt, auch aus China gibt es Spekulationen über lukrative Angebote. Nowitzki betonte zuletzt mehrfach, dass er zu alt sei, um ein Jahr herumzusitzen. „Falls es ein langer Lockout wird, werde ich schon einen Verein finden“, so der Würzburger.

Wer auf der NBA-Internetseite Nowitzkis Galauftritte in den Playoffs nachlesen oder Videos seinen Meisterschaftsgewinns anschauen will, klickt vergebens. Statistiken und Stories sind ebenso verschwunden, wie die Profilbilder der Profis. Und auf NBATV gibt es Spiele der Frauen-Liga WNBA oder alte Klassiker zu sehen. „Wir denken nicht, dass es angebracht ist, in der gegenwärtigen Situation Bilder und Videos der Spieler zu zeigen“, erklärt NBA-Sprecher Mike Bass.

Nowitzki und Co. werden wohl noch eine Weile unerwünschte Personen bleiben. Im Gegensatz zur Football-Liga NFL, in der Spieler und Besitzer rechtzeitig zum Trainingsauftakt einen Tarifvertrag unterzeichneten, sieht es im NBA-Machtkampf nicht nach baldiger Einigung aus. ESPN-Experte Michael Wilbon prognostizierte gar, dass der NBA-Lockout den NFL-Arbeitskampf „wie eine Kissenschlacht aussehen lassen wird“.

Die Teambesitzer fordern eine feste Gehaltsobergrenze von 45 Millionen Dollar pro Verein, damit würden die Spieler rund 800 Millionen Dollar weniger von den jährlich erwirtschafteten 4,3 Milliarden Dollar bekommen. Stern verweist auf die NFL, die mit 9,3 Milliarden Dollar Gesamteinnahmen reichste Liga der Welt. „Sie ist so profitabel, weil die Spieler einem Durchschnittseinkommen von zwei Millionen Dollar zugestimmt haben. Unser Durchschnittsverdienst liegt bei fünf Millionen Dollar. Wir sind nicht rentabel und wie es aussieht, können wir die Lücke, die uns trennt, nicht schließen“, sagte der Ligaboss.

Wie beim Lockout 1998/99 soll er angeblich derzeit auf seinen Lohn verzichten - er kann es sich leisten. Die NBA macht über sein Gehalt keine Angaben. Die „New York Daily News“ schrieb jedoch, dass Stern in der Saison 2009/10 knapp 23 Millionen Dollar verdiente - genauso viel wie Superstar Kobe Bryant.