NBA-Start: King James elektrisiert Cleveland
Boston (dpa) - Die Rückkehr des Königs hat die Kräfteverhältnisse in der NBA grundlegend verschoben. Mit Superstar LeBron James wollen die Cleveland Cavaliers nach Jahren der Bedeutungslosigkeit wieder den Meister San Antonio Spurs angreifen.
Auch die Comebacks von Kobe Bryant und Derrick Rose versprechen zum Saisonstart am Dienstag Spannung in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga.
Vor allem steht aber wieder der Sport im Vordergrund - und keine Debatten um Rassismus, wie noch im Frühjahr. Damals prägte Donald Sterling, Besitzer der Los Angeles Clippers, aufgrund beleidigender Bemerkungen gegenüber Afro-Amerikanern wochenlang die Schlagzeilen und zog die Liga in die längst verlassen geglaubte Schmuddelecke.
Sterling ist mittlerweile entmachtet, und die Clippers zählen zu den interessantesten Teams der Saison. Deutschlands Ausnahmebasketballer Dirk Nowitzki hat die Kalifornier in der Western Conference ebenso auf der Rechnung wie Titelverteidiger San Antonio oder die Oklahoma City Thunder. Und Nowitzki will in seiner 17. NBA-Saison mit seinen Dallas Mavericks versuchen, ins Meisterschaftsrennen einzugreifen - auch wenn die Texaner trotz der Rückkehr von Center Tyson Chandler schon mit dem Einzug in die zweite Playoff-Runde zufrieden sein dürften.
Ganz anders sieht es in Cleveland aus. Die Cavs, die in den vergangenen vier Spielzeiten nur 97 ihrer 328 Partien gewannen, sind vom Mitläufer zum ernsthaften Titelanwärter avanciert - dank der Heimkehr von LeBron James. Nach vier Jahren bei den Miami Heat und zwei Titeln kehrte er dem South Beach den Rücken und ging dorthin zurück, wo seine NBA-Karriere 2003 begann. „Meine Beziehung zum Nordosten Ohios ist größer als die zum Basketball. Vor vier Jahren war mir das noch nicht klar, aber jetzt weiß ich's“, sagt James.
In Cleveland soll der 29-Jährige zusammen mit Neuzugang und Olympiasieger Kevin Love sowie Allstar Kyrie Irving möglichst bald ebenso brillieren wie er es in Miami mit Dwyane Wade und Chris Bosh tat. Vorfreude und Euphorie in der Stadt könnten größer kaum sein - innerhalb von acht Stunden nach James' Zusage waren sämtliche Dauerkarten vergriffen. Die Fans, die ihn nach seinem Wechsel zu den Heat noch verfluchten, haben James längst verziehen.
Als größter Kontrahent im Osten gelten die Chicago Bulls. In Pau Gasol wurde das Team um einen erfahrenen Center verstärkt. Und mit Derrick Rose ist der Denker und Lenker der Bullen nach fast zweieinhalbjähriger Zwangspause nach einem Achillessehnenriss und Meniskusriss wieder fit. „Für die Liga und die Fans ist es großartig, einen Derrick Rose auf hohem Niveau wiederzuhaben“, sagte selbst James erfreut.
In dessen alter Heimat Südflorida beginnt derweil „das Leben nach LeBron“ (Foxsports). Die Miami Heat, die in den vergangenen vier Jahren jeweils in den Finals standen, hat kaum noch jemand auf der Rechnung. Im Juni unterlag Miami selbst mit James San Antonio in nur fünf Spielen. Das texanische Team von Trainer Gregg Popovich ist komplett zusammengeblieben. Auch wenn Tim Duncan (38 Jahre) und Manu Ginobili (37) den Spätherbst ihrer Karrieren erreicht haben, gelten die Spurs als Topfavorit.
In Los Angeles haben die Lakers jahrelang von Kobe Bryant profitiert. Nun kommt der Alleskönner nach überstandenem Achillessehnenriss und Bruch des Wadenbeinkopfes zwar zurück, doch Bryant ist der Einzige, der beim 16-maligen Champion noch für den Glanz der Meisterjahre steht. Ideengeber Steve Nash fällt mit Rückenproblemen die komplette Saison aus, somit spielt Bryant mit größtenteils Unbekannten. Und deshalb droht den Lakers sogar eine noch schlechtere Bilanz als im Vorjahr, als der Club mit 27:55 Siegen so schwach abschnitt wie seit 1958 nicht mehr.