Neue Heimatmusik für Wuppertal

Das Projekt „Global Music Club“ der Börse bringt Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen zusammen.

Der „Global Music Club“ vereint die Nationen in der Musik.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Drumsticks wirbeln über das Schlagzeug, vom Klavier vor der Bühne erklingen einzelne Akkorde, eine junge Frau variiert Rhythmen auf Bongos, von der anderen Seite kommen wechselnde Klänge vom Keyboard dazu, mal im E-Gitarren-, mal im Chorsound. Davor stehen sich zwei Männer gegenüber, singen und rappen abwechselnd auf verschiedenen Sprachen ins Mikrofon.

Die Jam-Session zum Abschluss des ersten „Global Music Clubs“ ist in vollem Gang, und das Zusammenspiel klingt beinahe wie aus einem Guss – dabei sind sich die Musiker aus Spanien, Syrien, Westafrika und den USA an diesem Tag zum ersten Mal begegnet. „Das Lied gab es vorher noch gar nicht, jetzt aber schon“, freut sich Imam Sy, der das Projekt, das am Sonntag seinen Auftakt in der Börse an der Wolkenburg feierte, im Rahmen seines dortigen Praktikums durchführt.

An fünf Terminen in diesem Jahr bietet die Börse Musikinteressierten aus verschiedenen Kulturkreisen eine Plattform, um Gleichgesinnte kennenzulernen, sich weiterzubilden und miteinander Musik zu machen. Das Angebot soll in erster Linie Geflüchteten und Musikbegeisterten mit Migrationshintergrund eine Hilfestellung bieten, allerdings sind auch einheimische Gäste erwünscht: „Ich bin der Meinung, dass es keine Integration ohne Deutsche gibt“, so Sy. Im Vorfeld stellte er das Projekt bei verschiedenen Organisationen und in Flüchtlingsheimen vor, auf der Suche nach Menschen, „die schon Musiker sind, aber hier noch keine Perspektive haben“, oder aber noch nie Musik gemacht und Lust haben, etwas Neues auszuprobieren. Ein Grundstock an Instrumenten wird von Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt, eigene können mitgebracht werden.

Ein möglichst umfangreiches Netzwerk aufbauen

Zentraler Bestandteil des Projekts ist ein Beratungsangebot, das von Kooperationspartnern wie dem Landesmusikrat NRW und dem Verein Planet K gestellt wird – Institutionen, die teilweise sogar selbst ähnliche Projekte anbieten. „Aber wir sehen uns untereinander nicht als Konkurrenz“, betont Sy. Ziel sei es eher, ein möglichst umfangreiches Netzwerk aufzubauen. Nach dem Auftakt am Sonntag sprudeln bei Imam Sy die Ideen für die kommenden Termine. Ein großer Bedarf habe sich bei formalen Fragen abgezeichnet, angefangen bei Genehmigungen für Straßenmusik bis hin zu Steuerrecht und Gema. Auch künstlerischen Input soll es geben, Notenlesen für Einsteiger ebenso wie Singer-Songwriter-Workshops. „Viele sind interessiert, ein bisschen modernere Sachen zu machen“, berichtet Sy. Rockmusik und Rap sei gefragt, ergänzt durch orientalische Instrumente.

Ausbaufähig wäre die Besucheranzahl. „Das muss sich eben noch rumsprechen“, ist sich Sy sicher. Auch Lukas Hegemann, Geschäftsführer der Börse, zeigt sich zufrieden: „Zwischenzeitlich standen fünf Nationen auf einer Bühne, dafür machen wir das!“ Neue Projekte ans Laufen zu bringen, erfordere immer etwas Geduld. Sie würden weiterhin am Konzept des „Global Music Clubs“ arbeiten, um gemeinsam mit den Teilnehmern „eine neue Wuppertaler Heimatmusik zu erfinden“.