Bahn-Chaos Unbekannte beschädigen Kabel: Massive Verspätungen im Bahnverkehr

Düsseldorf · Unbekannte zerstören mehrere Kabel. Abschiebegegner bekennen sich zu der Tat. Der Staatsschutz untersucht ein mutmaßliches Bekennerschreiben.

Wegen einer Signalstörung zwischen Duisburg und Düsseldorf hat es am Montagmorgen auf mehreren Nahverkehrslinien in NRW und im Fernverkehr erhebliche Verspätungen gegeben.

Foto: dpa/Marius Becker

Eine Störung an der Bahnstrecke zwischen Duisburg-Großenbaum und Düsseldorf-Flughafen hat am Montag zu massiven Behinderungen im Berufsverkehr geführt. Wie ein Bahnsprecher auf Anfrage mitteilte, funktionierten die Signale auf der Strecke ab etwa 5.30 Uhr nicht mehr. Unbekannte hatten die Kabel neben den Gleisen auf einem Abschnitt von mehreren hundert Metern beschädigt. Züge konnten daraufhin nur noch auf Befehl fahren. Das kostete Zeit. Die Folge waren zahlreiche Verspätungen und Teilausfälle im Regional- und Fernverkehr.

Mit Vandalismus hat die Deutsche Bahn immer wieder zu kämpfen, vor allem in Ballungsräumen wie es sie in Nordrhein-Westfalen gibt. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen rund 9000 Taten. Hinzu kommen mehr als 18 000 Sachbeschädigungen durch Graffitis. Für die Bahn sind solche Vorfälle mit immensen Kosten verbunden, mehr als 37 Millionen Euro allein im vergangenen Jahr.

Im aktuellen Fall könnte hinter den Beschädigungen sogar eine „politische Motivation“ stecken, so ein Sprecher des Düsseldorfer Polizeipräsidiums. Dort liegt ein Bekennerschreiben angeblicher Gegner von Abschiebungen vor. Ein Text tauchte auch im Internet auf: Darin heißt es, man habe ein „kleines Leuchtfeuer“ entzünden wollen, um auf die Rückführungen vom Düsseldorfer Flughafen aufmerksam zu machen, so die angeblichen Drahtzieher, die als „namenlose Abschiebegegner“ unterzeichnen – erwähnt wird der Fall des im Juli abgeschobenen Afghanen, der sich das Leben nahm.

„Ob das Schreiben authentisch ist und wer der Urheber ist, dazu können und wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen“, so der Polizeisprecher. Ernst nimmt man es aber wohl, denn: „Der Düsseldorfer Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen“, heißt es weiter. Spurensicherer seien noch am Montag vor Ort gewesen. Es wäre eine neue Dimension des Protestes gegen die Abschiebepraxis in NRW: Solche Anschläge auf die Infrastruktur hat es laut Polizei bislang nicht gegeben.

Die Reparatur läuft seit Montagmorgen

Tausende von Pendlern waren am Montag im Berufsverkehr von den Verkehrsbehinderungen betroffen. Die Regionallinien RE1 und RE5 kamen verspätet, auf den Linien RE2 und RE11 kam es zu Teilausfällen. Der RE6 aus Richtung Minden endete am Duisburger Hauptbahnhof statt weiter Richtung Düsseldorf zu fahren. Die S1 wurde umgeleitet, auch hier kam es laut Bahn zu erheblichen Verspätungen. Fernverkehrszüge mussten zum Teil ebenfalls über eine andere Strecke umgeleitet werden. Die Bahn richtete einen Ersatzverkehr zwischen Duisburg-Hauptbahnhof und Duisburg-Entenfang sowie zwischen Düsseldorf-Unterrath und Duisburg-Großenbaum ein.

Am Dienstag soll der Bahnverkehr voraussichtlich wieder reibungslos fließen, meldet die Bahn. Techniker seien seit Montagmorgen damit beschäftigt, den Schaden zu reparieren. Bis in den Montagabend hinein sollte es Beeinträchtigungen geben.