Behörden sollen Vergewaltigung auf Friedhof verheimlicht haben

Bochum. Nach der Vergewaltigung einer Frau auf einem Friedhof in Bochum ist die Polizei in die Kritik geraten, weil sie über den Fall nicht berichtet hatte. Ein Polizeisprecher bestätigte am Mittwoch das Verbrechen vom 18. Februar.

Foto: Jörg Knappe

Um das schwer mitgenommene Opfer zu schützen, habe man sich damals bewusst dagegen entschieden, den Fall zu veröffentlichen. Das Opfer werde durch die mediale Berichterstattung erneut mit der Tat konfrontiert. „Wir wissen von Psychologen, dass dies für die Opfer oft sehr belastend ist.“ Dennoch sei es aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, die Festnahme des einschlägig vorbestraften Bochumers nicht mitzuteilen.

Zunächst sei es aber auch darum gegangen, den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden. Der mutmaßliche Vergewaltiger sitzt inzwischen hinter Gittern. Das Opfer habe noch bemerkt, dass der Mann nach der Tat in ein Taxi gestiegen sei. Den Ermittlern sei es gelungen, den Taxifahrer ausfindig zu machen und dann auch den Fahrgast. Bei dem etwa 30 Jahre alten mutmaßlichen Vergewaltiger soll es sich um einen vorbestraften Sexualverbrecher handeln. Die „Rheinische Post“ hatte zuerst berichtet.

In Nordrhein-Westfalen stehen derzeit 1056 Sexualstraftäter unter Aufsicht von Polizei und Justiz, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Mittwoch auf Anfrage. Für Sexualstraftäter, die ihre Strafe verbüßt haben, wurde 2010 das Programm „Kurs“ („Konzeption zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern“) geschaffen.

„Während die Wissenschaft von einer Rückfallquote dieser Straftätergruppe zwischen 20 und 24 Prozent ausgeht, haben wir im Kurs-Programm eine Rückfallquote von etwa drei Prozent“, sagte der LKA-Sprecher. dpa