Weeze Bier, Bass und viel Glitzer in Parookaville

Weeze · Das größte deutsche Festival für elektronische Musik lockte am Wochenende 85 000 Menschen zum Flughafen Weeze.

300 Künstler lockten am Wochenende zigtausend Musikfans auf das Flughafengelände am Niederrhein.

Foto: dpa/Marius Becker

Ausnahmezustand im beschaulichen Weeze: Rund 85 000 Musikbegeisterte pilgerten am Wochenende in die Kleinstadt am Niederrhein, um drei Tage lang mit Bässen und Bier das Leben und sich selbst zu feiern – auf dem Parookaville. Zum fünften Mal hatten sich die Tore zur fiktiven Festivalstadt auf dem Flughafengelände geöffnet, in der Wahnsinn, Liebe und pure Glückseligkeit herrschen. So zumindest hat es sich der fiktive Stadtgründer und Bürgermeister Bill Parooka vorgestellt. Und wer sich auf der rund 150 000 Quadratmeter großen Festivalfläche umsah, konnte zu keinem anderen Ergebnis kommen.

Ausgelassen und friedlich feierten die Festivalbesucher. Oftmals mit kuriosen Kostümen, als Einhorn, Affe oder Flamingo verkleidet, aber immer mit viel Glitzer im Haar und Gesicht. An der friedlichen Stimmung hatte auch die Polizei ihren Anteil, die zwar Präsenz zeigte, in dem sie auf dem Gelände patrouillierte, aber auch für Späße zu haben war und sich für Gruppenfotos mit den Kostümierten zur Verfügung stellte. Dass die Beamten nicht nur zum Spaß dabei waren, machten sie am Freitag deutlich, als sie bei der Anfahrt zahlreiche Fahrzeuge für kurze Zeit aus dem Verkehr zogen und mit Spürhunden auf Drogensuche gingen. Diese Aktion war durchaus im Sinne der Veranstalter um Festival-Mitgründer Bernd Dicks. Denn, so sagte er, Parookaville verfolge eine Null-Toleranz-Politik. „Wer mit illegalen Drogen auf dem Festival erwischt wird, wird umgehend der Polizei übergeben und erhält keinen Zugang zum Festival.“

Weeze: Parookaville-Festival 2019
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Parookaville-Festival 2019

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Foto: Gordon Binder-Eggert

Die Polizei selbst zog am Sonntag auf Anfrage dieser Zeitung eine positive Zwischenbilanz. Angesichts der Größenordnung des Festivals, seien die gemeldeten Delikte, darunter Körperverletzungen und Diebstähle, „absolut im Rahmen und ähnlich wie im Vorjahr“. 2018 hatten die Polizei 51 Strafanzeigen verzeichnet. Zahlen für 2019 wolle man am Montag in einer Abschlussmeldung veröffentlichen.

40 000 Camper trotzten dem Unwetter am Samstagabend

Dann dürften die meisten Besucher bereits auf dem Heimweg sein. Die Veranstalter hoffen auf eine reibungslose Abreise, haben dazu wie schon für die Anreise ein Verkehrskonzept erstellt. Alles in allem habe das in diesem Jahr gut funktioniert. Kleinere Störungen wurden mit Modifikationen abgefedert, wie Bernd Dicks am Sonntag erklärte. Einige Tagesbesucher hatten sich in der Nacht zu Samstag in den Sozialen Netzwerken über lange Staus auf den Parkplätzen beschwert. Bis zu drei Stunden hätten sie warten müssen, ehe sie das Gelände verlassen konnten. Am Sonntag folgte das Lob für die schnellen Anpassungen, denn bei der Abreise am Samstag gab es weniger Komplikationen.

Die rund 40 000 Camper hatten davon am wenigsten mitbekommen, sahen sich am zweiten Festivaltag zwischenzeitlich einem ganz anderen Problem gegenüber: Ein leichtes Unwetter zog über die Campingfläche hinweg. „Da hieß es Zelte festhalten und fertig“, resümierte Bernd Dicks nüchtern. „Wir waren darauf gut vorbereitet, hatten zwei Meteorologen vor Ort.“ Am Nachmittag waren Wolken und Regen verzogen, so dass die Festivalbesucher sich wieder voll auf die Musik konzentrieren konnten. Mehr als 300 DJs hatten die Festivalmacher Bernd Dicks, Norbert Bergers und Georg van Wickeren in diesem Jahr verpflichtet, eine Mischung aus nationalen und internationalen Größen sowie Newcomern kreiert.

Die ganz großen Stars wie Armin van Buuren und Steve Aoki zogen die Massen in Richtung Mainstage – mit 220 Metern Breite zugleich die größte Festivalbühne Europas. Trotz all der Superlative (zum fünften Mal in Folge ausverkauft, zusammengerechnet mehr Besucher als das Tomorrowland in Belgien) schätzen die DJs das Festival wegen der familiären Atmosphäre und des speziellen Konzepts, wählten es bei einer Abstimmung zuletzt zum zweitbeliebtesten Festival in Deutschland.

Und auch die Besucher schätzen das Ambiente, drei Tage abzutauchen in die Stadt Parookaville – mit Kirche, Gefängnis und eigenem Postamt. Viele Festivalbesucher sind Wiederholungstäter wie sich besonders am eigenen Parookaville-Pass zeigt, für den man sich in jedem Jahr seinen Visa-Stempel holen kann, um seine Verbundenheit zu zeigen. So auch 2020, wenn das Festival vom 17. bis 19. Juli dann zum sechsten Mal stattfindet.