Tischtennis Karlsson verlässt die Borussia

Der Tischtennis-Bundesligist kann nach zwei Jahren ohne Zuschauereinnahmen das Gehalt der Nummer vier im Team nicht mehr bezahlen.

Kristian Karlsson ist derzeit die Nummer im Team.

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(tino) Es waren nicht die angenehmsten Gespräche, die Borussia-Manager Andreas Preuß zuletzt mit Kristian Karlsson geführt hat. Der Manager des europaweit erfolgreichsten Tischtennis-Vereins eröffnete dem Spieler, dass nach sechs Jahren im Borussia-Trikot Karlssons Zeit beim deutschen Rekordmeister abgelaufen ist.

So ein bisschen fühlte sich Preuß an den Beginn seiner Managertätigkeit erinnert. „Damals musste ich Petr Korbel, der in der Liga eine 15:0-Bilanz gespielt hatte, eröffnen, dass sein Vertrag nicht weiter verlängert wird“, erläutert Preuß. „Damals haben wir Vladimir Samsonov als ganz jungen Spieler verpflichtet. Er hat später dann alles gewonnen und ist Weltranglistenerster geworden. Es hat sich im Nachhinein gezeigt, dass die Entscheidung, Petr gehen zu lassen, richtig war.“

Im Falle des Weltranglisten-28. Karlsson waren weniger sportliche Gründe für die Demission verantwortlich, als in erster Linie wirtschaftliche. „Kristian ist ein europäischer Top-Spieler. Er wäre in fast jeder anderen Bundesliga-Mannschaft die Nummer eins. Für uns hat er schon viele Siege erspielt. Wir hätten ihn gerne behalten“, macht Preuß deutlich. „Doch so einen Spieler muss man auch finanzieren können. Wir haben mit Timo Boll, Anton Källberg und Dang Qiu drei Topspieler in unseren Reihen, einen vierten zu finanzieren ist derzeit nicht möglich.“ Der Manager verweist darauf, dass die Borussia quasi seit zwei Jahren keine Zuschauereinnahmen verbucht hat.

Im internen Teamranking von Borussia ist Karlsson nur noch die Nummer vier. „Für einen Spieler der möglicherweise viel auf der Reservebank sitzt, wäre Kristian einfach zu teuer“, gesteht Preuß. „Und ihm ein Angebot zu machen, das einer Nummer vier entspricht, hätte ich als unverschämt beurteilt und habe es deshalb gelassen.“ Karlsson ist mit seinen 30 Jahren im zweiten Teil seiner Karriere. „Da kann ein Vereinswechsel nochmal neue Motivation schaffen und ihm zu einem weiteren Schritt in seiner sportlichen Entwicklung verhelfen“, hofft Preuß. So waren die Entscheidungen in der Kaderplanung für die Saison 2022/23 eher welche für Boll, Källberg und Qiu als explizit gegen Karlsson. Der Linkshänder hat ja auch eine beeindruckende Borussia-Bilanz vorzuweisen. Bis heute bestritt der 30-Jährige 198 Spiele für die Düsseldorfer, davon 185 im Einzel und 13 im Doppel – und beendete 136 (131/5) siegreich. Damit verhalf er den Borussen zu bislang zwei Champions-League-Triumphen, drei Deutschen Meisterschaften und drei Pokal-Siegen. So ganz nebenbei erspielte er sich auch gemeinsam mit seinem schwedischen Landsmann Mattias Falck den Titel des Doppel-Weltmeisters 2022.

Die Trainingsarbeit bei der Borussia wird daran nicht ganz unschuldig gewesen sein. „Ich hatte sechs wundervolle Jahre bei der Borussia“, urteilt Karlsson. „Es war die erfolgreichste Zeit meiner Karriere, sowohl mit dem Verein als auch international. Darüber bin ich wirklich glücklich. Ich habe mich hier von Beginn an total wohlgefühlt, und das bedeutet mir sehr viel.“ Der Weg führt Karlsson zum französischen Top-Klub GV Hennebont.