Sylvia Schäfer und Jochen Scharf vertreten die Benrather Schlossnarren Schlossgrafenpaar repräsentiert Narren

Düsseldorf · Auch die Benrather Schlossnarren wussten nicht, wie die Session unter Corona-Bedingungen laufen wird. Mit Jochen Scharf und Sylvia Schäfer haben sich zwei Vorstandsmitglieder zum Schlossgrafenpaar küren lassen.

Sylvia Schäfer und Jochen Scharf hatten das Glück, dass sie noch zum Schlossgrafenpaar der Benrather Schlossnarren gekürt werden konnten.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Im ersten Moment könnte man denken, das Foto zeigt ein frischvermähltes Paar. Weit gefehlt, sowohl Jochen Scharf als auch Sylvia Schäfer sind glücklich verheiratet - aber nicht miteinander. Was die beiden eint ist die Liebe zum Karneval und den Benrather Schlossnarren. Scharf ist Mitbegründer und Präsident des Vereins, der sich 2012 gründete; Sylvia Schäfer ist inzwischen als Schatzmeisterin im Vorstand nicht mehr wegzudenken. In dieser Corona-Session, der zweiten hintereinander, vertreten sie die Karnevalsgesellschaft als Schlossgrafenpaar. Das Foto zeigt sie noch in zivil bei der Vorstellung.

Doch wie kam es dazu, dass der Präsident dann gleich noch den Schlossgrafen macht? „Wir saßen im Vorstand zusammen und überlegten, was wir in der zweiten Session unter Pandemiebedingungen machen“, erzählt Jochen Scharf. Schnell sei den vier Mitgliedern klar gewesen, dass sie niemand außerhalb des Vereins fragen wollten, ob er die Schlossnarren in der närrischen Zeit nach außen repräsentieren wolle. Zu unsicher sei die Corona-Lage gewesen. „Es konnte ja niemand vorhersagen, was, wann, wie gefeiert werden darf.“

Vorgängerin im Amt ist
Tochter der Schlossgräfin

So lag dann die vorstandsinterne Lösung nahe. Scharf teilte also seinen Vorstandskollegen mit, dass ein Schlossgraf gefunden sei. „Ich habe gesagt, ich mache das.“ Als Sylvia Schäfer daraufhin antwortete, wer denn seine Schlossgräfin machen solle, antworte Scharf: „Immer die, die fragt.“ Widerspruch zwecklos. Und so weit hergeholt war die Auswahl dann auch nicht: Schäfers Tochter Fabienne ist ihre Vorgängerin im Amt und hatte dieses wegen der Pandemie sogar zwei Jahre inne.

Sylvia Schäfer und Jochen Scharf hatten anders als das Düsseldorfer Prinzenpaar noch das Glück, dass ihre Kürung im Kuppelsaal des Schlosses am 14. November 2021 durchgeführt werden konnte. „An dem Wochenende ging das wieder los mit den Corona-Verschärfungen“, sagt Scharf. „Wir wollten aber nicht fünf Stunden vor dem Festakt absagen“, erzählt der Präsident. In einem schlechter als sonst gefüllten Saal empfing das Schlossgrafenpaar seine Insignien für die Session. Für Sylvia Schäfer ein unglaublicher Moment. „Ich fühlte mich tatsächlich kurz wie eine Braut, als wir in den Kuppelsaal einmarschiert sind.“ Auch Scharf, der eigentlich davon ausging, dass ihn als langjährigen Präsidenten der Schlossnarren das emotional nicht so packen würde, war vor Rührung kurz sprachlos: „Das hätte ich nicht gedacht.“

Anders als sonst ist die Vorfreude auf den heute beginnenden Straßenkarneval bei den beiden nicht so vorhanden. „Ich habe das erst ganz spät realisiert, dass diese Woche ja schon Altweiber ist“, sagt Sylvia Schäfer. Deswegen muss sie am Donnerstag auch arbeiten; aber immerhin hat sie die restlichen tollen Tage frei und steht ihrem Schlossgrafen zur Seite. „Wir machen an närrischen Terminen was möglich ist“, sagt dieser. Vor allem draußen wird zusammen gefeiert. An Altweiber geht es mit einer Abordnung zum Karnevalsdörfchen von Martin Wilms auf das Gelände des Tus Nord. Was die Schlossgrafen aus dieser pandemiebedingten Session mitnehmen wollen: „Ich kann mir vorstellen, dass wir Schlossnarren künftig besser auswählen und Veranstaltungen gezielter aufsuchen.“ Nur schmückendes Beiwerk zu sein, ist Scharf zu wenig. Auch das aktuelle Schlossgrafenpaar hat ein Lied eingesungen, das sie gerne zu Gehör bringen. Und dann gibt es ja auch noch die Verlängerung: Den auf Sonntag, 29. Mai, verschobenen Umzug. Ein neuer Mottowagen ist nicht in Arbeit. „Wir fangen die nächsten Tage damit an, den Wagen von vor zwei Jahren ein bisschen umzugestalten.“ Auch beim Veedelszug der Paulsmühler Jecken am 21. Mai wollen sie Stand jetzt mitgehen, allerdings: „Wohl eher wieder mit einem offenen Cabrio“, sagt Jochen Scharf.

Auf die Frage, ob er sich etwa eine Verlängerung als Schlossgraf vorstellen könne?, sagt er lächend mit einem Blick auf seine Schlossgräfin: „Warum eigentlich nicht.“ Zudem hat der Präsident für die Zukunft des Vereins Pläne, die bislang jedoch Corona abbremsten: „Ich könnte mir gut ein vereinseigenes Kindertanzcorps vorstellen.“