NRW Studenten suchen Paten für Lebenshilfe-Kinderwohngruppe
Viersen · Die Kinder Victor, Maik, Angelina, Lucia, Cedric, Leah, Leon, Ida, Galin und D. leben in der Wohngruppe der Lebenshilfe am Lichtenberg, haben eine geistige, zum Teil auch körperliche Behinderung.Was sie bedauern: Ihnen fehlt Kontakt. Vier Studentinnen hatten eine Idee, wie sich das ändern lässt. Dabei spielt auch ein besonderer Briefkasten eine Rolle.
Wer am Lichtenberg 25 in Viersen vorbeifährt, dem ist vielleicht schon ein bunter Holzbriefkasten mit zehn aufgemalten Vornamen aufgefallen, der dort im Vorgarten steht. Er handelt sich um einen Briefkasten für besondere Post: Wer in diesen Briefschlitz einen Brief oder eine Postkarte gibt, möchte die an dieser Adresse lebenden Bewohner der Kinder- und Jugendwohngruppe der Lebenshilfe Viersen kennenlernen. „Lichtenbriefe“ ist der Name des Projektes, das Leah Heesen, Maren Kothe, Maike Bauer und Katharina Schulz im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit ins Leben gerufen haben.
Die vier studieren Sozialpädagogik an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen. Mit „Lichtenbriefe“ möchten sie die Kinder und Jugendlichen der Wohngruppe sichtbarer machen, um damit den ersten Grundstein für Inklusion zu legen. Die Wohngruppe der Lebenshilfe bietet seit August 2015 zehn Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen und zum Teil auch körperlichen Behinderung im Alter zwischen sechs und 19 Jahren in dem sogenannten Multi-Living-Home ein Zuhause. In zwei barrierefreien Gruppen gibt es Platz zum Leben, Spielen und Lernen.
Was aber fehlt, ist der Kontakt zu Gleichaltrigen und Nachbarn außerhalb der Wohngruppe. „Wir alle arbeiten im Rahmen unseres Studiums 20 Stunden pro Woche in den verschiedenen Einrichtungen“, berichtet Katharina Schulz.
„Leah, die aus Viersen kommt, arbeitet dabei in dieser Wohngruppe. Als wir Vorschläge für unsere gemeinsame Abschlussarbeit machten, fiel unser Augenmerk auf den Lichtenberg“, erzählt die Studentin. Die Kinder und Jugendlichen hatten angemerkt, dass man in der Nachbarschaft wenig inkludiert sei.
Erste Vorgespräche mit den Mitarbeitern vor Ort erfolgten, und auch André Sole-Bergers, der Inklusionsbeauftragte der Lebenshilfe Viersen, wurde eingebunden. Eine Umfrage in der Viersener Innenstadt ergab, dass viele Viersener die Wohngruppe am Lichtenberg gar nicht kennen. „Uns wurde klar, dass die Kinder und Jugendlichen zunächst einmal Sichtbarkeit benötigen. Die Menschen müssen wissen, dass es dort diese Gruppe gibt“, sagt Schulz.
So entstand die Idee, den Briefkasten zu bauen und mittels tausend Flyern die Menschen aufzurufen, zu schreiben oder zu malen. Der Name für das Projekt war schnell gefunden. Aus der Adresse Lichtenberg und der Aktion Brief bauten die Studentinnen den Namen „Lichtenbriefe“. Zudem erhielt der Schriftzug auf dem letzten Buchstaben noch ein Glühwürmchen, das für Licht und Hoffnung steht. Die Studentinnen, die das gesamte Konzept entwickelt und begleitet haben, müssen ihre Bachelorarbeit indes am 16. Juni abgeben.