171 Einbrüche in vier Monaten
Eine sechsköpfige, überwiegend serbische Bande war in der ganzen Region aktiv.
Rhein.-Berg. Kreis. Eigentlich ist Rhein-Berg einer der sichersten Kreise in NRW, nur in Sachen Wohnungseinbrüche nicht, wurde noch bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik Mitte März geklagt. Fast zeitgleich gelang den hiesigen Ermittlern mit zunächst sieben Festnahmen in Köln der größte Aufklärungserfolg seit Jahren.
Am Freitag konnte Landrat Hermann-Josef Tebroke stolz verkünden: Mindestens 171 Einbrüche in der ganzen Region sind einer sechsköpfigen, überwiegend serbischen Einbrecherbande zuzuordnen. Vier Personen befinden sich in Untersuchungshaft.
Tatzeitraum waren die viereinhalb Monate von November bis Mitte März. Der Wert der Beute (von Bargeld und Schmuck über Smartphones bis zu Tablets und Laptops) beläuft sich auf mindestens eine halbe Million Euro. Da aber in Bergisch Gladbach erst die Hälfte der Akten aus den Nachbarbehörden vorliegen, kann womöglich sogar die Million erreicht werden.
Bei Durchsuchungen wurden noch an die 300 Beuteteile sichergestellt. Der Schmuck, so Bernd Höxter, Leiter der vierköpfigen Ermittlungsgruppe „Nonne“, sei größtenteils an Kölner Hehler verkauft und das Geld nach Serbien transferiert worden.
22 der Einbrüche erfolgten im Kreisgebiet, davon einer auch in Burscheid. Weitere Tatorte lagen unter anderem in den Kreisen Mettmann und Neuss, in Köln, Düsseldorf und Remscheid. Fast täglich war die Bande unterwegs; bis zu vier Einbrüche waren das tägliche Pensum, meist in einer Gemeinde nah beieinander.
Drei Serben zwischen 20 und 30 Jahren, die als Touristen bei Verwandten in Köln untergeschlüpft waren, befinden sich in Haft, dazu ein 17-jähriger Jugendlicher, der auch aus Serbien stammt. Alle verweigern bisher die Aussage. Die Polizei zählt zudem auch ein in Pulheim lebendes Ehepaar zur Bande, einen gebürtigen Kölner (60) und seine 40-jährige Frau aus Serbien. Der 60-Jährige war der Fahrer der Bande. Den Einbrechern drohen jetzt zwischen einem und zehn Jahren Haft.
Ausgangspunkt der Ermittungen war im November ein Einbruch in Leichlingen in der Straße „Am Kloster“ (daher auch der Name der Ermittlungsgruppe). Dabei wurden die drei Täter von zurückkehrenden Bewohnern gestört.
Zeugen notierten das Kennzeichen des Fluchtwagens. Er war kurz zuvor mit gefälschten Papieren in Duisburg gekauft worden. Eine auf dem Kaufvertrag notierte Kontaktrufnummer brachte die Ermittler auf eine erste Spur zu der Bande.
Ähnliche hilfreiche Zeugenaussagen ergaben sich auch in anderen Fällen. In der Abstimmung mit den benachbarten Polizeibehörden wurden auch typische Verhaltensmuster der Bande deutlich: brachiale Gewalt, auch bei vorhandenen Sicherungssystemen; das konsequente Durchwühlen aller Räume und Schränke; die Sicherung der Tatorte durch vorgelegte Türketten oder Schränke, die vor den Eingang geschoben wurden.
Weil die Aufklärungsquote doch sonst so niedrig ist, freute sich Höxter besonders über das Beispiel eines Opfers im Rhein-Erft-Kreis, bei dem 2012 erst im Januar und dann noch mal durch die serbische Bande im Dezember eingebrochen wurde. „Inzwischen sind beide Taten aufgeklärt.“