Ihr Debütalbum „X-Rated feelings“ hat Gwen im November veröffentlicht. Das Album erzählt von ungeschönten, oft als peinlich oder übertrieben bezeichneten Gefühlen – besonders solche, die häufig von Frauen nicht offen ausgedrückt werden. Wir haben vorab mit der Sängerin gesprochen.
Wie gut kennen Sie Köln und das Bumann & Sohn?
Gwen Dolyn: Die Stadt habe ich erst in den letzten vier bis fünf Jahren besser kennengelernt. Im Bumann & Sohn habe ich im Vorjahr gemeinsam mit Steffen Israel von Kraftklub mit unserem gemeinsamen Projekt Tränen gespielt. Während der co-pop ist in dieser Gegend viel los. Dort habe ich als Solokünstlerin beispielsweise im Club Bahnhof Ehrenfeld oder im Sonic Ballroom auf der Bühne gestanden. Das sind Clubs mit der genau richtigen Größe.
Was bedeutet jetzt das neue Soloalbum „X-Rated feelings“ für Sie?
Dolyn: Das sind alles Songs, die ich schon lange im Gepäck habe. Sie stammen aus verschiedenen Phasen meiner Karriere und sind entsprechend unterschiedlich und sind von ganz verschiedenen Gefühlen wie Wut oder Lust geprägt. Es ist schön, sie jetzt endlich auf einem Album vereint zu sehen.
Wie ist es, mit Gefühlen wie Wut oder Lust Songs zu schreiben?
Dolyn: Beim Schreiben kommen bei mir immer Gefühle hoch und ich versuche, diese dann in Worte zu fassen. Oft hilft das Schreiben mir dann auch dabei, mich danach besser zu fühlen, und dient als Ventil, zum Beispiel wenn ich wütend bin. Oft sind es nur Skizzen, die ich später ausarbeite. Da beginnt dann die echte Arbeit beim Album.
Wie politisch sind Ihre Songs und wie wichtig ist es, als Musikerin Haltung zu zeigen?
Dolyn: Ich war nie ein Mensch, der seine Haltung oder seine linken politischen Ansichten verschleiert oder versteckt hat. Jeder Mensch, der eine gewisse Haltung in sich trägt, sollte sich offen gegen die Faschisten stellen, die in unserem Land immer mehr die Oberhand gewinnen. Meine Songs sind nicht politischer als die Songs von anderen Musikern. Ich stehe nur dazu. Ich glaube auch nicht daran, dass man als Musiker in diesen Zeiten noch unpolitisch sein kann.
Sie haben immer wieder ihre Heimatstädte gewechselt.
Dolyn: Ich wurde in Berlin geboren und bin dann mit meinen Eltern nach Darmstadt gezogen, wo ich aufgewachsen bin. Nach der Schule ging es wieder zurück nach Berlin. Wegen der Musik war ich damals auch oft in den USA unterwegs. Jetzt lebe ich in Chemnitz, auch wegen meines Projekts Tränen mit Steffen Israel, der dort wohnt. Außerdem ist die Miete billiger in Chemnitz und ich wollte wieder alleine wohnen.
Im Osten hat die AfD klare Mehrheiten errungen. Wie nehmen sie das wahr?
Dolyn: Wenn man sieht, dass diese rechtsextreme Partei hier fast jeden Wahlkreis gewonnen hat, ist das schon ziemlich unheimlich. Aber deshalb ist es um so wichtiger, hierherzuziehen und Haltung zu zeigen. Leider ist die Situation aber eher noch schlimmer geworden und es ist wirklich beängstigend, dass so viele Menschen diese große Gefahr nicht erkennen. Dazu zählt auch, dass rechte Positionen immer salonfähiger werden und auch bei Parteien wie der CDU Einzug halten.
Was erwartet die Fans beim Konzert heute in Köln?
Dolyn: Die Mischung bei der Musik wird ähnlich sein wie auf dem Album, wobei der Anteil deutscher Texte etwas höher sein wird. Es gibt kleine sexy Einlagen und dumme Sprüche. Natürlich kommen auch coole Outfits zum Einsatz. Dazu kommen eine tolle Bühne und auch wütende Songs.