Bühne Wenn Batman auf Coco Chanel trifft

Köln Mit „Superheldennormalos“ wird an der Kinderoper Köln erstmals eine Community Opera realisiert. Rund 150 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren haben das Stück unter professioneller künstlerischer und pädagogischer Anleitung in unterschiedlichen Workshops entwickelt.

Die erwachsenen Macher und Darsteller der Community Opera „Superheldennormalos“ im Bühnenbild in Saal 3 des Staatenhauses.

Foto: step/Eppinger

In dieser Woche starten im Staatenhaus mit dem jungen Projektchor die ersten Proben. Die Uraufführung im Saal 3 im Staatenhaus ist für den 25. April geplant.

Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für dieses außergewöhnliche Projekt, das in dieser Form und in dieser Größenordnung so noch nicht realisiert werden konnte. „Dass so etwas möglich war, grenzt für mich an ein kleines Wunder. Unter der Anleitung von Fachkräften haben die Schüler eine komplette Oper entwickelt, geschrieben und komponiert“, freut sich die Leiterin der Kölner Kinderoper, Brigitta Gillessen.

150 Kinder und Jugendliche
sind am Projekt beteiligt

Gestartet wurde das partizipative Projekt bereits im Januar 2023. Zunächst wurden bei einer Umfrage unter Kindern und Jugendlichen Themen für das Stück gesammelt, die später als Themenblöcke zur Abstimmung gestellt worden sind. So entstand eine Oper über die Identitätssuche, über die Ängste, Wünsche und Träume der Kinder und Jugendlichen, in denen sich auch Erwachsene wiederfinden dürften.

In einem Libretto-Workshop wurde in vier Gruppen eine Geschichte entwickelt und geschrieben, in der es um junge Menschen geht, die beim Erwachsenwerden ihren Träumen und Wünschen begegnen. Insgesamt gibt es vier zentrale Figuren, deren Rollen Sängerinnen und Sänger des internationalen Opernstudios in Köln übernehmen. Zu ihren gesellt sich der Projektchor mit 29 Kindern und Jugendlichen.

So geht es zum Beispiel um Tamina, die Schriftstellerin werden möchte, die aber nicht zum Schreiben kommt, weil sie sich ständig zu Hause um ihre kleineren Geschwister kümmern muss. Im Traum begegnet sie Figuren, die für ihre eigenen Gefühle stehen, denen sie sich stellen muss, um zu sich selbst zu finden.

Max quält sich wöchentlich beim Fußballtraining, wo er regelmäßig vom Trainer und seinen Mitspielern schikaniert wird. Doch Max hat einen Traum: Er möchte Designer werden und seine eigene Fashionshow ins Leben rufen. Im Traum begegnet er bei einer Modenschau mit seiner Kollektion Ikonen wie Coco Chanel.

Sammy leidet dagegen unter Depressionen und verfügt über keine Träume und Wünsche. So hat er größte Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden und schafft es nicht, sich als Person klar zu definieren. Wisi verbringt die meiste Zeit des Tages damit, sich um andere Menschen zu kümmern, vergisst dabei aber sich selbst. Sie hat eine besondere Gabe: Sie kann die Gefühle von Menschen lesen. Im Superheldenworkshop mit Batman lernt sie jedoch eine wichtige Lektion über sich selbst.

„Bei den Workshops haben sich drei Schulen und ein Jugendzentrum beteiligt. Das waren sehr heterogene Gruppen, die in einem absolut demokratischen Prozess ihre Geschichte entwickelt haben. Es war wichtig, dass sie zum Schreiben einen neuen, wilden Zugang gefunden haben, um sich so mehr zuzutrauen. Am Ende sind viele kleine Geschichten im Libretto zusammengeflossen. Dass die jungen Menschen spüren, dass sie ernst genommen werden, hat ihnen mehr Selbstvertrauen gegeben“, sagt der Leiter Tobias Steinfeld.

Auch die Musik wurde von 18 Kindern und Jugendlichen in Kooperation mit der Rheinischen Musikschule selbst komponiert. „Wir mussten dabei einen bunten Reigen von Ideen vertonen. Das war schon ein monumentales Vorhaben, mit dem wir im Januar 2024 begonnen haben. Zunächst haben wir das Handwerkszeug zum Komponieren vermittelt und dann an jeder Szene mit ihren Höhepunkten gefeilt. Dabei standen wir über eine digitale Kommunikationsplattform immer im Kontakt. Die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen war großartig. Sie haben sich voll in das Projekt reingekniet“, berichtet Henrik Albrecht. Umgesetzt wird die Komposition mit dem Gürzenich-Orchester nun vom musikalischen Leiter Rainer Mühlbach.

Auch Regisseur Manuel Moser vom Comedia-Theater zeigt sich sehr angetan: „Der ganze Prozess war hochenergetisch und anarchisch. Das wollen wir jetzt bei den Proben nutzen und kanalisieren. Der Chor darf dabei auch wie ein Wirbelwind über die Bühne wehen. Wir wollen die Individualität jedes Chormitglieds auf der Bühne sichtbar machen und es ihm so möglich machen, uns zu überraschen. Das ist ein Stück, das nie stehen bleibt. Es ist unglaublich schnell mit kurzen, prägnanten Szenen.“

Einer großen Herausforderung musste sich auch Chorleiter Felix Schirmer stellen. „Der Chor übernimmt immer den Gegenpart zu den Hauptfiguren. So wird er bei Tamina zu den kleinen Geschwistern und bei Max zur mobbenden Fußballmannschaft. Viele Chormitglieder haben zuvor noch nie gesungen und keine Berührung mit der Oper gehabt. Das hat die Arbeit für mich spannend gemacht.“ Für den Chor geht es nun in dieser Woche erstmals auf die richtige Bühne im Staatenhaus.

Bei einem Workshop in den Osterferien 2024 entwickelten die jungen Projektschaffenden auch die Ideen für die Kostüme und das Bühnenbild, die später in den Werkstätten der Oper professionell umgesetzt wurden. „Es hat Spaß gemacht, sich in das bunte Chaos hineinzustürzen. Viele der Ideen finden sich jetzt auf der Bühne wieder“, sagt Margareta Bartelmeß, die den entsprechenden Workshop geleitet hat.

Service: Community Opera „Superheldennormalos“, Uraufführung (ausverkauft) am 25. April um 18 Uhr im Saal 3 des Staatenhauses am Rheinparkweg in Deutz. Vorstellungen: Tickets für 22 Euro gibt es noch für den 27. April sowie den 3. und 4. Mai.