Am 24. April kommt der Schweizer Bandleader mit der Show „Da Capo Udo Jürgens“ in die Kölner Arena. Dort verbindet sich bei den größten Hits des österreichischen Musikers die Livemusik des Orchesters mit originalen Konzertmitschnitten, die Udo Jürgens in Bild und Ton zurück auf die Bühne holen. Wir haben Pepe Lienhard vorab in der Arena in Deutz getroffen.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Kölner Lanxess-Arena?
Pepe Lienhard: Wir waren mit Udo Jürgens oft in der Arena. Das waren unglaubliche Konzerte in der größten Halle Deutschlands. Das waren auch immer sehr emotionale und spezielle Momente mit den Kölner Fans, die ja bekanntermaßen gut feiern können. Udo war es stets wichtig, alle Menschen in so einer großen Arena anzusprechen, nicht nur die in der ersten Reihe, sondern auch die ganz oben. Deshalb wurde der Oberrang immer extra begrüßt.
Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Köln?
Lienhard: Ich bin ein ganz großer Fan des Kölner Zoos und bin mit dessen Direktor gut befreundet. Wenn ich hier bin, versuche ich immer, dem Zoo einen Besuch abzustatten. Vor allem liebe ich Vögel, die ich auch privat zu Hause züchte. Die Natur und die Tiere sind neben der Musik meine große Liebe und mein Hobby. Die Musik zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben, aber die Tiere waren dazu stets ein guter Ausgleich. Wenn man auf Tour unterwegs ist, lebt man etwas abgehoben in einer speziellen Sphäre, da tut es gut, wenn man nach Hause kommt, in den Stall zu gehen und die Hühner zu füttern.
Wie haben Sie Udo Jürgens kennengelernt?
Lienhard: Das war im Jahr 1974, da hat Udo mich und mein Sextett bei einem Konzert im Parkcafé in Wiesbaden besucht. Er wollte sich unbedingt unser neues Instrument, ein Mellotron, anschauen, das es damals nur noch sehr selten gab. Wir hatten es direkt aus London geholt. Das war ein Keyboard, mit dem man unter anderem auch Streicher imitieren konnte. Wir hatten dort im Parkcafé durch ein großes Fenster die Straße im Blick, als Udo mit einer großen Limousine vorfuhr. Da haben alle auf der Bühne und im Publikum kurz den Atem angehalten. Auch ich hatte etwas Ehrfurcht vor diesem damals schon sehr bekannten Musiker. Doch er war total entspannt und wir sind uns nach dem Konzert direkt auf Augenhöhe begegnet.
Und danach kam es dann zur Zusammenarbeit?
Lienhard: Das war etwa drei Jahre später. Udo war gerade in die Schweiz gezogen und hatte das gleiche Management wie mein Sextett und ich. So haben wir schon bald gemeinsame Pläne geschmiedet und sind dann 1977 in Kanada und den USA auf erstmals zusammen auf Tour gegangen. Zunächst noch mit dem Sextett und später mit meiner Bigband. Ich hatte schon als Student so ein großes Orchester und hatte mir das auch für später immer gewünscht. Durch die Unterstützung durch Udo wurde das dann möglich. Dass wir danach insgesamt 37 Jahr lang gemeinsam auf Tour gehen würden, hätte ich damals nie zu träumen gewagt.
Was war Udo Jürgen für ein Mensch und Musiker?
Lienhard: Als Musiker war er extrem konzentriert und fokussiert. Die Musik war der roten Faden, um den sich immer alles gedreht hat - den ganzen Tag und bei fast jedem Gespräch. Das merkt man der Qualität seiner Lieder auch an. Privat konnte er ein sehr lustiger Typ sein, mit dem man sich sehr gut unterhalten konnte. Er war auch ein großer Genussmensch, der gutes Essen und guten Wein geliebt hat. Aber die Auftritte standen bei ihm stets an erster Stelle - und das galt für die kleine private Gala genauso wie für das große Arenakonzert. Er hat immer alles gegeben und war so auch mein Vorbild.
Hat er Ihre Liebe zu Tieren und zur Natur geteilt?
Lienhard: Er war kein so großer Tierfan wie ich und musste sich immer erst daran gewöhnen, wenn ich mit einem neuen Hund unterwegs war. Aber er mochte die Natur und ging gerne an der frischen Luft spazieren.
Gerade wurde bei Sotheby’s in Köln ein Teil des Nachlasses von Udo Jürgens versteigert. Was denken Sie darüber?
Lienhard: Ich kann da die Tochter und den Sohn gut verstehen. Der Nachlass hat ganze Zimmer gefüllt und ein Museum haben die beiden nicht geplant. Insofern war das eine gute Sache, auch weil der Erlös gespendet wurde. Da wäre Udo mit seinen Kindern zufrieden gewesen. Das Resultat war überwältigend und zeigt, welche Bedeutung Udo für seines Fans bis heute hat.
Was macht seine Musik so unsterblich?
Lienhard: Zu Beginn hat er etwas gelitten, weil er wegen der großen Hits wie „17 Jahr, blondes Haar“ zu sehr als Schlagersänger gesehen wurde. Aber auch das Feuilleton hat bald erkannt, dass man Udo nicht darauf reduzieren kann und hat ihm entsprechend Respekt gezollt. Udos Musik war immer ein guter Mix aus den 70er Jahre-Schlagerhits, die auch junge Menschen bis heute lieben, und den anspruchsvolleren Liedern. Bei ihm gab es immer für jeden einen Song, der ihn angesprochen hat. Bei den mehr als 1000 Liedern hat Udo jedes Thema und jede Lebenssituation aufgegriffen. Dementsprechend groß ist die Liebe seiner Fans zu ihm und zu seiner Musik - bis heute.
Wie schwer war es da, die Lieder für die Show auszuwählen?
Lienhard: Das hat Stefan Warmuth übernommen, der auch das Drehbuch für die Show geschrieben hat. Es gab natürlich Absprachen mit Udos Kindern und mit mir. Wir waren uns da sehr schnell einig. Die großen Hits sind alle dabei und wir haben Wert gelegt, dass wir einen guten Querschnitt durch sein Werk bekommen.
Haben Sie einen persönlichen Lieblingssong?
Lienhard: Ich mag „If I Never Sing Another Song“ sehr gerne. Er wurde unter anderem von Shirley Bassey und von Sammy Davis Jr interpretiert. Udo hat ihn selbst eher selten gesungen. Aber es ist eine wunderschöne Ballade, die unbedingt in die Show musste. Dazu kommt „Drachen“, ein Lied, in dem es darum geht, dass ein Vater, weil er beruflich so eingespannt ist, zu wenig Zeit für seinen Sohn hat. Das können sicher viele Väter nachvollziehen. Wegen der großartigen Melodie mag ich zudem „Was Ich Dir Sagen will“, ein Lied mit einer wunderschönen Melodie, das auch in Japan zur Nummer eins wurde.
Was erwartet die Zuschauer bei der Show?
Lienhard: Wir spielen alle Lieder live, dazu gibt es Einspielungen mit Konzertmitschnitten und Bildern von Udo auf der großen LED-Wand. Möglich ist diese Kombination nur durch den Einsatz modernster Technik. Für uns als Band, die ihn lange begleitet hat, ist es etwas ungewöhnlich, Udo plötzlich hinter uns, statt vor uns auf der Bühne zu erleben.
Welche Erinnerungen lösen die Einspieler bei Ihnen aus?
Lienhard: Man hat sich natürlich zehn Jahre nach dem Tod damit abgefunden, dass Udo nicht mehr unter uns ist. Aber ab und zu gibt es doch Momente, wo es einem das Herz zusammenzieht und man ein Tränchen verdrücken muss. Trotzdem ist für uns alle ein großes Geschenk so noch einmal mit Udo auf Tour gehen zu können. Das empfinden seine Fans genauso.
Service: „Da Capo Udo Jürgens“, 24. April, 19.30 Uhr, Lanxess-Arena, Köln-Deutz, Karten: ab 59,90 Euro