Wirtschaft Sinkende Zufriedenheit in der City

Köln · Wer derzeit vom Dom über die Hohe Straße in Richtung Innenstadt geht, blickt auf zahlreiche leer stehende Geschäfte und auf eine große Zahl von Läden mit Billigangeboten. Auch die Sauberkeit der wichtigen Einkaufsstraßen in der Kölner Innenstadt hat sich nicht unbedingt verbessert.

Das neue Geschäftshaus „Herzog“ beherbergt sechs Büroetagen und den Einzelhändler Deichmann im Erdgeschoss.

Foto: step/Eppinger

Den persönlichen Eindruck belegt nun eine Umfrage aus dem Vorjahr unter 2000 Passanten, die unter dem Titel „Vitale Innenstädte 2024“ von der Köln-Business-Wirtschaftsförderung und von der Industrie- und Handelskammer in Auftrag gegeben wurde. Sie ist Teil einer bundesweiten Studie, die das Kölner Marktforschungsinstitut IFH in 107 deutschen Städten durchgeführt hat.

Schlechtere Umfragewerte als
in den anderen Großstädten

Im Vergleich zu den Umfragen in den Jahren 2020 und 2022 schneidet die Kölner Innenstadt deutlich schlechter ab und erreicht nur noch eine Gesamtnote von 3,0 (2022: 2,4; 2020: 2,3). Damit verliert Köln im Vergleich mit zwölf anderen deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern wie Leipzig, Essen oder Stuttgart an Boden, die eine Durchschnittsnote von 2,5 erreichen.

Besonders kritisch gesehen wurden die Themen Verkehr und Aufenthaltsqualität. So gab es für die Parksituation die Note 3,9 (2022: 3,3) und für die Autofreundlichkeit nur eine 3,8 (2022: 3,2). Allerdings kommen die meisten Citybesucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Einkaufen und Bummeln. Bei der Sauberkeit gab es nur eine 3,7 (2022: 3,0). Kritisiert wurde auch die Stadtbegrünung und die Verweilmöglichkeiten. „Die 4plus ist hier ein signifikanter Rückgang, teilweise um fast eine Schulnote”, erklärt der Geschäftsführer von Köln-Business, Manfred Janssen beim 5. Innenstadtforum im Antoniterquartier.

Zu den Positivposten zählen die Lebendigkeit und Vitalität (2,3), das gastronomische Angebot (2,3), das Kulturangebot (2,3), die Veranstaltungen (2,3) und die touristische Attraktivität sowie die Sehenswürdigkeiten (2,4). Allerdings sind auch hier die Noten in den vergangenen vier Jahren schlechter geworden. So gab es für die touristische Attraktivität 2020 noch die Note 1,9.

Im Fokus stehen auch die zahlreichen Leerstände vor allem an der Hohen Straße. „Hier muss allerdings mit einbezogen werden, dass viele Leerstände durch Investitionen in die Zukunft entstehen, wenn Gebäude abgerissen und neu gebaut oder kernsaniert werden. So entstehen oft Übergangsszenarien, die mit einem zeitweisen Leerstand einhergehen. Insgesamt gibt es den Mut zur Investition und eine hohe Nachfrage von Investoren in der Innenstadt. Köln bleibt hier als junge Stadt ein Wachstumsraum“, berichtet Janssen.

Ein Beispiel für einen Neuanfang ist das fertiggestellte Gebäude „Herzog“ an der Schildergasse/Ecke Herzogstraße. Hier ist im Erdgeschoss Deichmann als Einzelhändler eingezogen. Die darüber liegenden Etagen sollen als Büros genutzt werden, wobei sich bislang noch kein Mieter gefunden hat. „Es besteht aber berechtigte Hoffnung, dass sich das zeitnah ändern wird“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter vom Kölner Projektentwickler Bauwens, Timo Wess.

Sein Unternehmen ist als Projektentwickler im Auftrag vom Eigentümer, der Hanse Merkur Grundvermögen, auch für das „Goldschmied Carré“, das frühere „Laurenz Carré“, direkt am Dom zuständig. Dort steht die Unternehmensberatung Boston Consulting Group als Ankermieter für die Büroflächen bereits fest. Entstehen sollen im Erdgeschoss gegenüber des Doms sowie an den Straßen Unter Goldschmied und Große Budengasse auch hochwertige Einzelhandels- und Gastronomieflächen sowie ein Hotel.

Zu den positiven Nachrichten der Umfrage in der City zählt zudem, dass diese häufiger in die Innenstadt kommen (plus 3,2 Prozent), dort länger bleiben (plus 6,6 Prozent) und auch mehr Geschäfte besuchen (plus 10,3 Prozent).

„Wir haben hier ein Publikum, das der Kölner Innenstadt treu bleibt. Das zeigt auch eine massive Frequenzsteigerung um 40 Prozent in der Ehrenstraße und dem Verbleiben der Schildergasse und der Hohen Straße in den Top 10 der meistbesuchten deutschen Einkaufsstraße”, sagt Manfred Janssen. Dabei werde die City zunehmend auch für Freizeitaktivitäten, wie bei der neuen Kletterhalle, und als Ort zum Verweilen entdeckt, während die Bedeutung des reinen Shoppings in Zeiten des wachsenden Onlinehandels abnehme.