Bekifften Autofahrern auf der Spur
Die Kreispolizei ist führend beim Nachweis von Drogen und hat dabei vor allem junge Erwachsene im Blick.
Burscheid. Der Ruhm der Statistik währt kurz. Im vergangenen Jahr konnte sich Burscheid noch die verkehrssicherste Stadt im Kreis nennen. Bei der Vorstellung der Unfallzahlen für das Jahr 2010 musste sie den Titel am Montag an Wermelskirchen abgeben. Burscheid liegt diesmal bei der Häufigkeitszahl für Verunglückte (Zahl der Verletzten hochgerechnet auf 100 000 Einwohner) dagegen mit 357 sogar über dem Kreisschnitt von 345.
Entsprechend ist Burscheid auch die einzige Kreiskommune, in der im vergangenen Jahr die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Vergleich zum Vorjahr mit 54 konstant geblieben ist. Überall sonst war ein Rücklauf zu beobachten.
Kreisweit betrachtet macht sich das ungeachtet der Burscheider Zahlen mit einem deutlichen Rückgang um 12,7 Prozent bei den Unfällen mit Verletzten bemerkbar. Gleichzeitig ist aber die Zahl der Unfälle insgesamt gestiegen. Ein Widerspruch? Nein, glaubt Polizeidirektor Manfred Frorath: „Januar, Februar und Dezember waren extreme Wintermonate. Das führt immer zu einer starken Zunahme leichter Unfälle und einer Abnahme von Personenschäden.“ Die Zahl der Schwerverletzten war mit 170 sogar so niedrig wie noch nie im Kreis. Bei sechs Unfällen kamen aber insgesamt sieben Menschen ums Leben, so zwei Autofahrer (69 und 22) im Juni in Leichlingen-Sonne und ein Motorradfahrer (70) im September auf der Hilgener Straße (K 18) in Wermelskirchen.
Doch das Sorgenkind der Statistik wie des wirklichen Verkehrs auf den Straßen bleiben die Jugendlichen (15 bis 17 Jahre) und jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre). Im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt ihr Unfallrisiko mehr als doppelt so hoch. „Unser Problem ist männlich, fährt zu schnell und steht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss“, sagt Polizeioberrat Albert Hebborn. Bei zehn tödlichen Verkehrsunfällen mit jungen Fahrern zwischen 2005 und 2010 war siebenmal zu hohes Tempo (in einem Fall zusammen mit Drogen) und dreimal Alkohol im Spiel.
Die Polizei will einerseits das Gefahrenbewusstsein wecken, andererseits hohen Kontrolldruck erzeugen. Und da ist die Kreispolizeibehörde beim Drogenkonsum landesweit ganz weit vorne. Moderne Geräte und geschulte Polizisten sorgen dafür, dass immer mehr Drogenkonsumenten hinter dem Steuer erwischt werden. Mittlerweile liegt die Entdeckungswahrscheinlichkeit einer Fahrt unter Drogeneinfluss in Rhein-Berg dreimal höher als im Landesdurchschnitt.
Noch besteht allerdings das Problem, dass Sanktionen wie das Sicherstellen des Führerscheins vor Ort aufgrund der Gesetzeslage seltener sind als bei Alkohol. Derzeit gibt es bei Drogen keinen festen Wert für Fahruntüchtigkeit. Daher liegt die Zahl der uneinsichtigen Wiederholungstäter im Drogenbereich auch wesentlich höher. Hebborn: „Da muss gesetzlich dringend nachgebessert werden.“