Burscheider begeistert von Tintoretto-Gemälden

Kulturverein schaffte Termin noch kurz vor „Toresschluss“. Nächste Tour führt in das Von der Heydt-Museum.

Foto: Jelle von Dryander

Burscheid/Köln. Die Ausstellung des Frühwerks von Tintoretto, dem geschäftstüchtigen Malergenie des Venedigs der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, ist noch bis zum 28. Januar im Wallraf- Richartz- Museum zu sehen, bevor sie im ältesten Museum Frankreichs, dem Musée du Luxembourg in Paris, zu Gast sein wird.

Der Kulturverein Burscheid hat es gerade noch geschafft, seine erste KulTour ,dorthin zu starten. Wie immer organisiert von Marie-Luise Conrads inklusive des „Rundum-Sorglos-Pakets“ Zugfahrt, Eintritt, Führung. Und das stellte sich im Nachhinein als Glücksgriff heraus: Kompetent und unterhaltsam bekamen die Besucher aus Burscheid einen Überblick und wichtige Hintergrundinformationen zu dem Gezeigten. „Und schau’n Sie mal: ganz typisch hier — er hat gar nicht fertig gemalt, weil er schnell verkaufen konnte.“

Tintoretto zeigt schon in seinem frühen Gemälden — ausschließlich diese werden in der Ausstellung gezeigt — eine unnachahmliche Erzählkunst; er wird zum Regisseur der Lebenswirklichkeit seiner Heimat, aus der er sozusagen nie hinausgekommen ist und spiegelt auch auf riskante Weise soziale und religiöse Spannungen seiner Zeit (in seinem Werk „Der Sündenfall“ ist an bestimmten Details zu erkennen, dass der Maler die Geschichte des Vertriebenwerdens von Adam und Eva aus dem Paradies damals möglicherweise angezweifelt hatte).

Ohnehin hat Kurator Roman Krischen, dessen Spezialgebiet die Tintoretto-Forschung ist, eine interessante Ausstellung zusammengestellt, die die frühen Bilder in Kontext setzt zu etlichen Werken aus der umfassenden, gerade graphischen Sammlung des Museums, die auch der Maler gekannt haben musste: Details daraus kann man teilweise auf seinen Bildern wiederfinden. Also quasi zwei Ausstellungen in einer.

Spannend auch zu hören, mit wem und wie Tintoretto kooperiert hat und wie er Bilder bearbeiten ließ, damit sie besser verkauft werden konnten. Tintoretto malte nicht für einen großen Auftraggeber (Fürsten-, Kaiser-, Königshaus- wie es zu der Zeit üblich war) sondern allein für den freien Kunst-„Marktplatz“ Venedig, auf dem sich alle die Künstler tummelten, die nicht im Dienst eines Auftraggebers standen.

Die nächste KulTour-Kunst findet im zweiten Halbjahr dieses Jahres statt und wird voraussichtlich im November ins Von der Heydt-Museum nach Wuppertal zur Ausstellung über Paula Modersohn-Becker führen und in der nächsten (17.) Ausgabe des Burscheider Kultur-Kaleidoskops angekündigt werden. jvd

www.kulturverein-burscheid.de