Burscheids SPD feiert 125. Geburtstag
120 Gäste feierten mit der SPD im Schützenhaus. Der Ehrenvorsitzende im Kreis erinnerte an die Vergangenheit. Ein Sketch arbeitete sich an der Gegenwart ab.
Burscheid. Am 4. Dezember 1892 ging es in der Gaststätte Gustav Haas, Ösinghausen, zur Sache. Seit es feststand, dass sich der Burscheider Weber-Verein mangels Mitglieder auflösen würde, blieb nur die Gründung eines neuen Volksvereins übrig (Initiator Richard Pickelin). Die Hauptrichtung sollte weiterhin eine sozialdemoratische sein. Unter dem Logo: Sozial-demokratischer Volksverein für Burscheid und Umgebung wurden nun neben den abhängig beschäftigten Webern auch alle anderen Handwerkergruppen angesprochen.
Das Datum der ersten offiziellen Versammlung jährte sich am Samstag zum 125. Mal. So lud der SPD-Ortsverein zu einem feierlichen Festkommerz ins Schützenhaus ein. Ortsvereins-Vorsitzender Bodo Jakob eröffnete das Programm vor etwa 120 Besuchern und konnte zahlreiche Ehrengäste aus den SPD-Ortsverbänden, sowie den Kommunalverwaltungen der Nachbarstädte und dem Kreis Rhein-Berg begrüßen. Auch für einen musikalischen Teil war Raum. Tobias Finger (Aachen) stellte als Pianist und leidenschaftlicher Hobby-Musiker Lieder aus eigener Feder vor. Mal ernst, mal heiter satirisch, sprachen sie von der historischen wie auch der emotionalen Geschichte der Partei.
OV-Vorsitzender Jakob betonte in seiner Kurzansprache noch einmal: „Seit der Parteigründung gab es immer wieder Zeiten, in denen die politischen und wirtschaftlichen Erfolge eine gesicherte Zukunft verhießen. Die großen Umwälzungen in Deutschland und der Welt beeinträchtigten aber auch unsere Bemühungen und erzeugten manche Krisen. Wie sich die Situation hier in Burscheid zeigt, sind die positiven Prinzipien nicht vergessen und haben bis heute in jeder Generation tatkräftige Nachfolger gefunden. Ein wichtiger Teil der Basis für alle Vorhaben bleiben die ehrenamtlichen, engagierten Helfer in allen Bevölkerungskreisen.“
Für die große Festrede konnte der Vorstand Professor Dr. Jürgen Wilhelm gewinnen. Als Ehrenvorsitzender im Rheinisch-Bergischen Kreis blätterte er die Anfänge und Entwicklung der speziellen Partei auf. „53 Prozent der schwer arbeitenden Weber zum Beispiel hatten nur eine Lebenserwartung zwischen neunzehn und dreißig Jahren. Diese unhaltbaren Zustände änderten sich erst, als sich die Betroffenen zu Interessengruppen vereinigten.“
Ausführlich ging Wilhelm auf die wechselvolle Geschichte der Partei in den verschiedenen Regierungsstrukturen der letzten Jahrhunderte ein. Als großen Verdienst der SPD konnte er daran erinnern, dass in ihren Reihen Frauen bereits als Mitglieder akzeptiert wurden, als dies in anderen Fällen noch völlig unüblich war.
Dass die Prinzipien der Partei noch ebenso aktuell sind wie beim 100-jährigen Jubiläum ergab sich aus einem Zitat in der damaligen Festschrift: „Wir werden unser Ziel nicht aus den Augen verlieren und unsere Grundwerte weiter im Herzen tragen.“
Dass es auch möglich ist, mit einem satirischen Blick auf die ziemlich unklare Lage im gesamten politischen Bereich der BRD zu blicken, demonstrierten die vier Darsteller der neugegründeten Gruppe „Das Rote Haus“. Klaus Becker als Autor und Regisseur präsentierte den Gästen „Familie Müller“. Drei starke Männer meinten es gut und wollten der Hausmutter zu Gefallen Keller und Dachboden umorganisieren. Mitten im Transport-Chaos machten sie Bierpause und interessierten sich dabei mehr für die Zeitungsartikel über das momentane politische Chaos in Berlin. Wie die heimkehrende Mutter (Eva Becker) darauf reagierte, war abzusehen. Ein speziell fürs Jubiläum komponiertes Festlied (Finger) leitete die Grußworte der Gäste ein. Mit der traditionellen Hymne der SPD (seit den 60er Jahren Schlusslied auf Parteitagen) begann der gesellschaftliche Teil.