Deftige Sprüche von Alt und Jung

Zwei Theaterstöcke „op Bu’escheder Platt“ zeigten die Kaltenherberger Heimatfreunde an drei Abenden im ausverkauften Haus der Kunst.

Burscheid. Nach alter Kaltenherberger Heimatverein-Tradition gehörte die Bühne im Haus der Kunst auch diesmal zuerst den jungen Schauspielern und danach den erwachsenen. Wie aus der Namensliste im Programm deutlich zu sehen war, rekrutieren sich die meisten der jungen Darstellerinnen und Darsteller aus den Familien der Heimatverein-Mitglieder.

Foto: Doro Siewert

Kinder, deren Kenntnisse im Bu’escheder Platt Nachhilfe brauchten, hatten also reichlich „Dolmetscher“ neben sich, die ihnen beim nicht gerade einfachen Auswendiglernen helfen konnten. Waltraut Küpper und Bastian Frank hielten sich in ihren „G’novend tesamen!“-Sätzen nur kurz auf und gaben den Blick frei auf das spannende Zwergen-Casting. Einer, der auch gerne in die WG (Zwergen-Wohngemeinschaft) gekommen wäre, fiel durch: „zu groß“. Tim Körschgen kam aber in anderen wichtigen Rollen zum Einsatz.

Zu den fleißigen Zipfelmützenträgern verirrte sich die arme Flüchlingsprinzessin Schneewittchen. Chefzwerg Brumboss war sauer: „Wiewer brengen bluus Jetriez!“ Dass die Prinzessin von ihrer bösen Stiefmutter aus Schloss Burg fort musste, war Schneewittchen gar nicht mal unangenehm. Obwohl sie mitten im Wald leider für ihr Handy kein Netz hatte und bei den Zwergen auch kein W-Lan für ihre Whatsapp fand. Dafür wurde der Gift-Apfel märchengemäß von der Hexe persönlich gebracht und tat seine Wirkung. Es wäre kein Happy End geworden, wenn der nette Prinz nicht für die Wiederbelebung der schönen Toten gesorgt hätte. 90 Minuten Spielhandlung waren gefüllt mit witzigen Situationen zwischen den sieben „Käerls alleen em Bösch“, wobei die „Käerls“ aus vier Jungs und drei Mädels bestanden. Zwerg Flick war der Jüngste der WG. Sie heißt Tessa Körschgen, ist erst fünf und bekam für ihre niedliche Clownerie manchen zusätzlichen Lacher aus dem Saal. Lustige Szenen gab es zuhauf — auch spontane Gags machten zusätzliche Freude. So zum Beispiel, wenn Valeria Milazzo, als Hund verkleidet, an der Leine ihres Jägers über die Bühne robbte und mal kurz ein Hinterbein hob!

„Vatter gesöökt!“ (Vater gesucht!) Diesen Titel hatte die Adaption der Geschichte um den Film „Mamma mia!“. Die Idee dazu kommt von drei theaterbegeisterten Kaltenherbergerinnen, das Script von Gaby Winitzki in einer Neufassung von Constanze Meraner und Waltraut Küpper. Aufregung im Haus von Elli Schmidt (Waltraut Küpper): Einen Tag vor ihrer Hochzeit interessierte die junge Ina Schmidt nur eins: Wer ist mein richtiger Papa?

Die Überraschung, von der der Anwesende selbst nichts wusste: Es war der Wirt vom Restaurant „Korfu“. Aus Angst vor der Meinung ihrer Eltern über Ausländer hatte Elli die Person des leiblichen Vaters nie verraten.

Dass die in die 50er Jahre verlegte Handlung flott und humorvoll ablief, dafür sorgte das komplette Darsteller-Ensemble mit seinen gut erkennbaren Charakterstudien. Helga Coen als Faktotum des Cafés „Elli Schmidt“ versuchte mit ur-bergisch deftigen Sprüchen im Familienchaos zu überleben.

Das glückliche Ende kam anders als erwartet. Ina im Brautkleid trauerte ihrem verunglückten Fast-Ehemann nicht nach und trat mit dem vor Liebe brennenden italienischen Konditor Luigi vor den Altar.