Der pure Stress für Pflanzen
Nicht endende Hitze: Großhamberger Obstbaubetrieb leidet unter Wassermangel. Fruchtgröße fällt kleiner aus. Weniger Blüten im nächsten Jahr die Spätfolge?
Burscheid. Obstbauer Norbert Stamm hat ein Messinstrument zur Hand, so groß wie eine extralange Zigarettenschachtel. Das „Tensiometer“, mit dem er die Feuchtigkeit im Boden misst, zeigt in diesen Tagen überall auf seinem Betrieb nur maue Werte. Wenn Stamm seine Plantagen nicht bewässern könnte, würde seine Ernte vertrocknen. „Das ist schon eine sehr ungewöhnliche Trockenheit in diesem Jahr“, sagt Stamm und ergänzt, dass er sich an Vergleichbares nicht erinnern kann. „Für unsere Ecke, das Bergische Land, ists schon sehr, sehr trocken.“
Für seine Pflanzen sei das derzeitige Klima der pure Stress. „Ab 28 Grad findet keine Photosynthese mehr statt.“ Die Folge zeigt sich im Ausfall des Zuwachses, also in kleiner sich ausbildenden Früchten. „Unsere Fruchtgröße wird also kleiner ausfallen.
In diesen Tagen ist er darauf angewiesen, seine Obstplantagen zu bewässern — das aber sehr überlegt und mit Maß und Ziel. Das ganze Jahr über sammele er das Oberflächenwasser in großen Becken, zudem habe er einen eigenen Brunnen. „Die Pumpen laufen Tag und Nacht“, und doch gilt Vorsicht: Die Becken dürfen sich nicht leeren, der Brunnen nicht trockenfallen. Stamm muss mit dem kostbaren Nass haushalten, weil nicht absehbar ist, wann es wieder regnet..
„Wir hatten ja im Juni noch den Starkregen; da sind wir manchen Gegenden in Deutschland ein Stück voraus.“ Doch nimmt Stamm bereits den Spätsommer und frühen Herbst in den Blick; in dieser Zeit bilden sich beim Obst die Anlagen für die Knospen aus. Bleiben die Pflanzen gestresst, bleibt die „Blüteninduktion“ aus. „Dann wird der Apfel noch versorgt, aber nicht die Blüte.“ Es gäbe weniger ausgebildete Knospen, weniger Blüten. Die Folge wäre ein schwierigeres Obstjahr 2019 mit weniger Frucht. Purer Stress — für die Pflanze. Für den Obstbauer.