Digitalisierung mit dem richtigen Maß

Der Umgang mit digitalen Medien im Unterricht wird häufig hoch gelobt. Die Schulleitung der Johannes-Löh- Gesamtschule setzt auf Differenzierung: Und dazu gehöre weiter auch das Buch.

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Burscheid. „Schulen müssen Orte digitaler Bildung werden“, forderten in der vergangenen Woche Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände wie Helmut Dedy vom Städtetag NRW anlässlich einer Anhörung im Landtag. Das hört sich klug und richtig an. Aber wie sieht die Realität an den Schulen tatsächlich aus? Und woran hapert es möglicherweise? Eine Bestandsaufnahme an der Johannes-Löh-Gesamtschule.

Eigentlich hat die Gesamtschule, die von der Evangelischen Landeskirche getragen wird, eine gute digitale Basis mit einer Art Vorreiterrolle, erläutert Schulleiterin Angelika Büscher. Das ursprüngliche Realschulgebäude ist schon vor Jahren „verkabelt“ worden. „Wir haben in allen Klassenzimmern einen Zugang ins Internet.“ In dem ehemaligen Hauptschultrakt davor ist das noch nicht so. „Wir sind gerade dabei, die Grundlagen zu schaffen“, sagt die 56-Jährige. Doch alle technisch, baulichen Bestrebungen in der Schule münden nur dann in ein funktionstüchtiges Netz, wenn auch die Basis stimmt. Zwar existiere ein Glasfaserverteiler vor dem neuen BIZ (Bildungs- und Integrationszentrum), doch wann die Leitungen zu den Gebäuden der Schule durchgezogen werden, wisse man nicht. Büscher: „Wir brauchen aber ein leistungsstarkes Netz.“

Die aktuellen Folgen der noch „lahmen Leitungen“ spürt vor allen Dingen die Schulleitung selbst. „Wenn eine ganze Klasse im Computerraum eine Internetrecherche macht, können wir hier die Mails nicht mehr abrufen.“

Grundsätzlich ist die Löh-Gesamtschule durch das Förderprogramm „Gute Schule 2020“ gut aufgestellt, beschreibt Angelika Büscher. Seit 2017 könnten darüber jährlich 65 000 Euro abgerufen werden. Damit soll nun neben dem eigentlichen Computerraum ein zweiter Raum mit PCs und Laptops ausgestattet werden. „Das wird gerade vorbereitet“, sagt die Pädagogin und hofft, dass man den NAWINFO-Raum (abgekürzt für Naturwissenschaft und Informatik) nach den Sommerferien für diesen Zweck nutzen könne.

In jedem Klassenzimmer wie nach dem IT-Vorbild Estland soll aber die Digitalisierung nicht Einzug halten. „Wir haben auch nicht die Vorstellung, dass wir alle Klassenzimmer mit Smartboards ausstatten“, erklärt Büscher. Ein drittes werde gerade für rund 6000 Euro angeschafft. Dabei handelt es sich um interaktive digitale Tafeln, die mit einem Computer vernetzt sind. Didaktische Filme aus dem Internet für den Unterricht können so beispielsweise genutzt werden. Der Nachteil: Frontalunterricht. „Differenzierung ist wichtig“, erläutert die Schulleiterin. „Jeder arbeitet mit unterschiedlichen Medien.“ Die Vielfalt führe zum Erfolg. Somit kommen auch die klassische Tafel, der Beamer (in jeder Klasse gibt es davon ein Gerät) und natürlich auch das Buch weiter zum Einsatz. Allerdings sei das Smartphone eine gute Hilfe beispielsweise für Kinder von Flüchtlingsfamilien, um Wörter zu übersetzen.

Grundsätzlich gelte aber an der Schule: „Das Handy bleibt in der Schultasche.“ Schon allein um die Konzentration nicht zu gefährden. Und freies WLAN werde es im Schulgebäude auch nicht geben. Vielmehr gehe es darum, den Schülern beizubringen, wie sie digitale Technik und Software auch im späteren Berufsleben nutzen könnten. „Die meisten Kinder können auf den Geräten spielen , aber lassen sie sie mal eine Power-Point-Präsentation im Unterricht machen . . .“

Und Angelika Büscher ergänzt. „Was nutzen die digitalen Fähigkeiten, wenn die Kinder trotzdem viele Rechtschreibfehler machen.“